Ein Ungustl von echt österreichische Qualität: Gerhard Zemann als Chefinspektor Zirmgiebel, neben Elfi Eschke und Andreas Steppan fixes Ensemblemitglied bei Reinhard Schwabenitzkys "Oben ohne".

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"Oben ohne": Von Reinhard Schwabenitzky, mit Elfi Eschke.

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Mit Salzburger Mietern , die sich gegen einen grimmigen Hausherrn zur Wehr setzen, macht der ORF wieder Sommerprogramm. Reinhard Schwabenitzky erzählt dem STANDARD, was ihm daran nicht passt.

STANDARD: Was gibt's Neues im Salzburger Zinshaus?

Schwabenitzky: Im Zinshaus bleibt eigentlich alles gleich. Die Versuche des netten Hausherrn, die Mieter mit allen möglichen Tricks loszuwerden, bleiben kontant.

STANDARD: Oben ohne" läuft wieder im zuschauerarmen Sommerzeit. Mit Ihrem Einverständnis?

Schwabenitzky: Zufrieden bin ich nicht. Früher setzte man besondere Produkte gezielt ein. Jetzt geht es um Marktanteile: Wenn sieben Menschen fernschauen, dann reicht es dem ORF, wenn fünf ORF schauen. Es ist absurd, dass die Öffentlich-rechtlichen bei diesem Reigen der Privaten mitspielen.

STANDARD: Schwabenitzky-Filme gehören ehrlicherweise aber nicht zum Genre der Experimentalfilme.

Schwabenitzky: Ich arbeite nicht nach Zielgruppen und mache Filme so, wie es mir gefällt.

STANDARD: Sie haben das Gespür für den Geschmack der Masse.

Schwabenitzky: Ich bin wahrscheinlich so naiv, dass Dinge, die mir gefallen, zufällig auch der Mehrheit gefallen. Die Gesellschaftskritik ist versteckt, wird aber vom Publikum wohlwollend aufgenommen. Im Unterschied zur Kritik. Die haut mich pausenlos in die Pfanne.

STANDARD: Apropos: Welche Gesellschaftskritik verbirgt sich hinter "Oben ohne"?

Schwabenitzky: Frauen sind benachteiligt. Bei mir gewinnen sie immer. Ich will Männer nicht zu Dodeln machen, aber die Frau hat bei mir einen hohen Stellenwert. Ich möchte Frauen Mut machen, sich gegen die Machos vom Land aufzulehnen. Ich will auch, dass man sich gegen korrupte Mieter wehrt, oder gegen die Polizei oder das, was man für die Obrigkeit hält. Dass man einfach gegen "die da oben" mit Zivilcourage auftritt.

STANDARD: Glauben Sie, dass Männer verstehen, was Sie ihnen sagen?

Schwabenitzky: Frauen natürlich besser. Mein Publikum ist hauptsächlich weiblich. Die Zustimmung von Frauen ist auch höher. Mir gefällt das, weil dahinter schon meine Haltung steckt: Ich bin eine Emanze!

STANDARD: "Oben ohne" wirbt um Salzburg-Touristen, lautete eine Kritik. Wie gehen Sie damit um?

Schwabenitzky: Lachhaft. So gesehen, betreibe ich immer Tourismuswerbung. Was spricht dagegen, dass man eine schöne Landschaft zeigt? Umgekehrt verstehe ich nicht, was sie mit dem James Bond in Vorarlberg aufgeführt haben. In Amerika kräht kein Hahn danach, wo das gedreht worden ist.

STANDARD: Vielleicht spielt "Oben ohne" in Salzuburg, weil Sie als Salzburger nicht nach Wien zum Dreh fahren wollten ...

Schwabenitzky: Das war es nicht. Denn meine Frau spielt mit. Sie hat, wenn sie abends nach Hause kommt, den Haushalt, das Kind zu versorgen, muss Text lernen. Würden wir in Kärnten drehen, würden wir uns im Hotel bedienen lassen.

STANDARD: Aber Sie sind ein emanzipierter Mann. Helfen Sie Ihrer Frau denn nicht?

Schwabenitzky: Na logisch. Während des Drehs komme ich aber selten vor elf Uhr heim.

STANDARD: "Oben ohne" bekommt kein Geld vom Fernsehfilmförderungsfonds ...

Schwabenitzky: Weil sich der ORF damit die Rechte sichert. Ich habe "Oben ohne" dem ORF aufdrängen müssen. Die wollten es anfangs (noch unter Programmdirektor Reinhard Scolik., Anm.) nicht.

STANDARD: Warum ist das so?

Schwabenitzky: Erfolg von außen ist nicht so viel Wert wie das vom eigenen Haus erfundene. ORF-Generaldirektor Wrabetz erwähnt die Serie zwar immer lobend und positiv. Aber man hat es nicht leichter, wenn man erfolgreich ist.

STANDARD: Was halten Sie von der Wiederbelebung von "Ein echter Wiener geht nicht unter"?

Schwabenitzky: Ich hätt's nicht gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, wen es interessiert, was aus den Sackbauers wurde. Mir ist jede Wiederholung langweilig.

STANDARD: Ihre Frau, Elfi Eschke, gestand vor einem Jahr, wie schwer das Nichtrauchen fällt. Blieb sie standhaft?

Schwabenitzky: Sie raucht noch immer nicht, und inzwischen habe ich auch aufgehört. Nur jetzt kämpfen wir beide mit dem Gewicht. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 20.6.2008)