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Quelle: APA, BP, Foto: AP
Jeddah/London/Berlin/Wien - Wenn das weltweit größte Ölförderland Saudi-Arabien von einem "ungerechtfertigten und abnormen" Ölpreisanstieg spricht und zu einem Krisengipfel lädt, ist dies allein schon bemerkenswert. Wenn dieses Land zudem eine Fördererhöhung ankündigt, deren preisdämpfende Wirkung kurz darauf wieder verpufft ist - so geschehen am 14. Juni -, kann das zur Sorge Anlass geben.

Fördererhöhung oder nicht Fördererhöhung - so lautet deshalb die Kernfrage beim Treffen der wichtigsten Ölförderländer und großer Verbraucher sowie von Experten und Managern. Da aber nicht einmal vier Stunden für den offiziellen Teil des Treffens eingeplant sind - einschließlich der Rezitation von Suren des Korans - und keinem der Sitzungsteilnehmer mehr als sieben Minuten Redezeit zugestanden werden, dürfte am Ende bestenfalls ein Kommuniqué stehen, so die Einschätzung von Experten.

Umso mehr, als die mächtige Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec), keinesfalls einig in dieser Frage ist. Während Saudi-Arabien dieser Tage eine weitere Anhebung angekündigt hat (und sich mit diesem Schritt einmal mehr als verlässlicher Partner der USA positionierte), sind etwa die Opec-Mitglieder Algerien, Iran, und Libyen dagegen. Der amtierende Opec-Präsident, Algeriens Energieminister Chakib Khelil, bezeichnete den Ruf nach mehr Opec-Öl als "irrational". Rund 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion stammen aus den Quellen des Kartells.

Kompensation für schwachen Dollar

Auch wird grundsätzlich bezweifelt, dass die Förderländer bereit wären, eine so kräftige Produktionsausweitung zu stemmen, die sie sich auch mit einem Preisabschlag auf den Märkten niederschlagen würde. Vielfach wird der hohe Ölpreis in den Förderländern auch als Kompensation für den schwächeren Dollar gesehen.

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, der als einer der wenigen Vertreter der Nicht-G-8-Länder und Nicht-Opec-Staaten zu Gast sein wird, verlangt von den ölproduzierenden Staaten mehr Rohöl für den Weltmarkt. Wenn es stimme, dass rund die Hälfte des jetzigen Rekordölpreises rein spekulativ sei, wie die Opec behauptet, sollte eine Erhöhung der Ölförderung eine Möglichkeit sein, die Blase zum Platzen zu bringen, sagte Bartenstein zur APA.

Am Rande der Konferenz dürfte auch die Rückkehr der Ölfirmen in den Irak besprochen werden. Noch im Juli sollen nach Informationen der New York Times erste Vorverträge über die Ausbeutung irakischer Ölfelder unterzeichnet werden. Der Irak verfügt - je nach Berechnungen - über die viertgrößten Ölreserven der Welt.

OMV in Kurdistan

Die großen Unternehmen, die derzeit um Konzessionen für die größten Ölfelder des Landes verhandeln, sind Shell, BP, Exxon sowie Chevron. Insgesamt sollen 120 Unternehmen Interesse angemeldet haben. Der österreichische Energiekonzern OMV ist nicht dabei, wird gegenüber dem Standard betont. "Die OMV beschränkt ihre Aktivitäten auf die Autonome Region Kurdistan im Nordirak", heißt es dazu.

Im Vorfeld des Gipfels verteuerte sich der Ölpreis neuerlich. Laut dem Wiener Opec-Büro stieg der Korbpreis, der sich auf Basis von 13 wichtigen Sorten des Kartells berechnet, auf 129,44 Dollar nach 128,45 Dollar zur Wochenmitte. (ruz, DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.6.2008)