Was geschieht mit einem Film, wenn der Regisseur sich zwei Jahrzehnte lang damit befasst, auch die Hauptdarsteller dreimal auswechselt (Beaver Kid, Sean Penn, Crispin Glover)? Und so in der Form das macht, was der Inhalt dieser Existenz von Beaver Kid ist, nämlich der Wechsel seiner Identität. Der Held wirkt in allen Besetzungen schlank, männlich, dunkelhaarig, probiert weiße BHs über dunklen Pullovern, trägt Perücken und Damenhüte und singt in der U-Bahn Koloraturpartien. Schöne Pop-Musik, der Held ist von Olivia Newton-John besessen. Immer wieder fällt der Name seines Ziels, New York. Und wo sollte einer hinwollen, wenn er das Gegenspiel zu allen gesellschaftlichen und übrigen Normen im Staat Utah, irgendwo in der Mitte der Vereinigten Staaten, spielen muss. Die Gefangenschaft in der eigenen Rolle, dem eigenen Geschlecht, wird mit viel Verve parodiert. Was geschähe in Weltstädten mit und ohne Herz, wenn einer darinnen anders leben wollte? Vermutlich das Schlimmste: Die Szene lehnt ihn ab. (Ilse Aichinger - DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 10. 2000)