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Foto: REUTERS/Emile Serafis

Philadelphia – Eine bereits vor mehr als sechs Jahrzehnten in Delphi gefundene Elfenbeinfigur könnte nach Ansicht des US-Archäologen Keith DeVries Teil des verschollenen Throns des legendären phrygischen Königs Midas sein. Die 23 Zentimeter große Statuette eines Löwenbändigers war 1939 am Ort des in der Antike beliebten Orakels gefunden worden. Die Wissenschaft konnte sich aber bisher über die Zuordnung der Figur nicht einigen.

Midas lebte um 700 vor unserer Zeitrechnung und war König von Phrygien im mittleren Kleinasien. Sein sagenhafter Reichtum fand in den griechischen Mythos Eingang, demzufolge sich alles, was Midas berührte, in Gold verwandelte. Antiken Quellen zufolge übergab Midas seinen Thron dem Gott Apollon, dem das Heiligtum in Delphi geweiht war. Dort will Herodot, der "Vater der Geschichtsschreibung", ihn bei seinen Reisen im 5. Jahrhundert gesehen haben. Etwa um das Jahr 400 vor Christi verschwand der Thron und wurde seitdem nie mehr aufgefunden.

Phrygischer Stil

DeVries vom Museum für Archäologie und Anthropologie der Universität von Pennsylvania stützt seine Annahme auf den Umstand, dass die Elfenbeinfigur in unmittelbarer Nähe des Schatzhauses der Korinther in Delphi gefunden wurde, wo nach Herodot der Thron gestanden habe. Zudem zeigten Spuren auf der Rückseite, dass der Löwenbändiger früher einmal mit einem anderen Gegenstand verbunden gewesen sein muss. Außerdem lasse sich das Kunstwerk in Stil und Ausführung als eine phrygische Arbeit einordnen, wie sie in der Zeit Midas' (etwa 725 bis 675 v.Chr.) in Gordion, der Hauptstadt Phrygiens, angefertigt wurden. DeVries will die Ergebnisse seiner Arbeit am Samstag auf dem Jahrestreffen des Amerikanischen Archäologischen Instituts in Philadelphia vorstellen. (APA/AP)