Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg? Für viele männliche Gamer ein No-Go, weswegen sie "Battlefield V" boykottieren wollen.

Foto: EA

Im Sommer haben sich einige Gamer mit dem Hashtag #NotMyBattlefield auf Twitter zu Wort gemeldet, die die Inklusion von Frauen als spielbare Charaktere in "Battlefield V" als historisch inakkurat anprangerten. Den männlichen Stimmen zufolge gab es im Zweiten Weltkrieg, in dem der neue "Battlefield"-Teil spielt, keine Frauen.

Ein Tweet, der die Kritik der männlichen Gamer an EA persifliert.

Neben der fragilen und toxischen Maskulinität, die sich hier als generelles Problem in der Gaming-Welt auftut, stellt sich in Gamer-Kreisen immer wieder die Frage nach der historischen Genauigkeit der Spielwelten. Eigentlich ist es lächerlich anzunehmen, Games würden die Geschichte 1:1 akkurat abbilden. Ebenso wie Filme und Literatur nehmen sie sich Freiheiten – und im Fall von "Battlefield V" ist diese Freiheit, Soldatinnen abzubilden, gar nicht mal so weit hergeholt. Denn im Zweiten Weltkrieg gab es Frauen, die als Streitkraft im Einsatz waren.

Sklavenhandel und Freiheiten

Erst kürzlich wurde am neuesten Teil der "Anno"-Serie kritisiert, dass der Sklavenhandel nicht thematisiert werde. Oder es wurde zu "Kingdom Come – Deliverance" heftig diskutiert, ob im Game Nichtweiße im Europa des Mittelalters porträtiert gehören oder nicht. "Es ist nicht einmal eine mittelalterliche Simulation. Es ist nur ein Spiel", stellte der PR-Manager des Entwicklungsteams später klar – kurz nach der Veröffentlichung des Games haben Modder Spielfiguren mit schwarzer Haut versehen – als Antwort auf die angebliche "historische Authentizität".

Auf der anderen Seite jener Games, die sich den Stempel historischer Authentizität verpasst haben, stehen jene, die die Handlung zwar in einem historischen Setting verorten, aber bewusst darauf verzichten, Geschichte präzise darzustellen. Man beachte nur die "Assassin's Creed"-Reihe oder "Dante's Inferno". Wie "Battlefield V"-Produzent Aleksander Grøndal auf Twitter bereits dazu treffend schrieb: "Wir stellen Spaß über Authentizität."

Müssen Games oder Filme historisch akkurat sein?

Welche Freiheiten dürfen sich Medien nehmen? Würden Sie ein Game wie "Battlefield V" nicht kaufen, nur weil es sich historische Freiheiten nimmt, oder ist Ihnen der Spielspaß wichtiger? (rec, 23.10.2018)