Wien – Die Wirtschaftsberatung Deloitte befragte vor dem Hintergrund des bevorstehenden Weltfrauentages am 8. März 442 Personen aus verschiedenen Führungsebenen zum Thema "Frauen & Führung". Daraus geht hervor: Vor allem Großunternehmen sind bestrebt, den Frauenanteil in Führungspositionen anzuheben. Die größten Karrierehemmnisse werden von den befragten Führungskräften in der Politik und Gesellschaft gesehen.

93 Prozent sehen einen höheren Anteil an Frauen in Führungsebenen als grundsätzlichen Wettbewerbsvorteil an. Die Antwort dieser Frage offenbart aber auch die bis dato vorhandenen Defizite. Denn wäre eine Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen bereits Standard, so würde wohl kaum ein potenzieller Wettbewerbsvorteil darin erkannt werden, schreibt Deloitte in ihrem Bericht. Denn ein Wettbewerbsvorteil ergibt sich aus der Abhebung von der Konkurrenz.

Pläne für die Zukunft

Vor allem Großunternehmen gaben an, demnächst eine Umstrukturierung ihrer Führungsebenen zu vollziehen. 64,1 Prozent wollen in den nächsten Jahren mehr Frauen in Führungspositionen einstellen. Das wird begründet mit einer erhöhten Aufmerksamkeit und Erwartungshaltung an Großunternehmen, rechtlichen Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Eine dieser Bedingungen ist das 2017 verabschiedete Gesetz zur Gleichstellungsquote in Aufsichtsräten. Bei kleineren Unternehmen ist der Veränderungswille geringer ausgeprägt: Von ihnen gaben nur 49,1 Prozent an, in nächster Zeit den Frauenanteil in der Führung zu erhöhen.

Dass die Bemühungen der Großunternehmen wohl notwendig sind, zeigt auch die Einschätzung ob Frauen in großen Betrieben gute Karriereaussichten haben: Rund ein Drittel glaubt, dass Frauen nicht dieselben Chancen wie ihre männlichen Kollegen vorfinden. Bei Kleinunternehmen sind es mit 20,3 Prozent um einiges weniger.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Als zentrale Voraussetzung für Chancengleichheit auf dem Karriereweg, sehen rund der Hälfte aller Befragten eine Vollzeitbeschäftigung an.

Dass sich die Vollzeitbeschäftigung für Frauen schwierig gestalten kann, spiegelt sich auch in den Meinungen zu den größten Karrierehemmnissen nieder: So werden als größte Schwierigkeit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mangelnde Kinderbetreuung und Ganztagsschulangebote sowie konservative Rollenbilder angegeben. Die Unternehmensführer sehen die Hindernisse also in erster Linie in der Politik und Gesellschaft.

Ausbaufähige Rahmenbedingungen

Als wenig relevant werden von den Befragten die Unternehmenskultur (49,8 Prozent) oder das Verhalten der Führungskräfte (43,2 Prozent) erachtet. Geht man von einem prozentuell höheren Anteil an Männern in Führungsebenen aus, ist dieses Ergebnis wenig überraschend. Deloitte konnte auf Nachfrage der APA keine Angabe zum Frauenanteil der befragten Personen machen.

Die Bedeutung der Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeit, wird von den wenigsten als Karrierehindernis gesehen (37,8 Prozent). Das steht im Kontrast zur Einschätzung der Befragten, eine Vollzeitbeschäftigung wäre ausschlaggebend für gleiche Karrierechancen.

Die Wirtschaftsberatung Deloitte sieht daher die Bemühungen der Unternehmen, die Rahmenbedingungen für Chancengleichheit zu schaffen, als ausbaufähig an.

So werden beispielsweise die flexible Ausgestaltung von Arbeitszeiten oder messbare Ziele als Erfolgsfaktoren für einen höheren Anteil an Frauen in Führungsebenen genannt. (APA, 27.2.2019)