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Akademikerball: Hofer lobt "wahren und harten" Burschenschafter-Kern, Hunderte bei Gegendemo

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Während die FPÖ am Freitag mit Burschenschaftern ihren Akademikerball in der Wiener Hofburg beging, demonstrierten auf der Straße laut Polizei 1200 Menschen


Wien – Die grauen Absperrgitter der Polizei standen bereits am Freitagvormittag rund um den Wiener Heldenplatz für ihren Einsatz am späteren Abend bereit. Größer als noch im Jahr zuvor fiel heuer das Platzverbot für den von den Wiener Blauen veranstalteten Akademikerball aus. Neben dem Heldenplatz war auch ein Teil des Rings wie auch der Platz zwischen dem Natur- und dem Kunsthis torischen Museum gesperrt. Ab 17 Uhr war es nur noch akkredi tierten Journalisten und Personen mit Ballkarte erlaubt, die Barrieren der Beamten zu passieren.

Rund 1.600 Uniformierte wurden für den Ball abgestellt. Sie standen nach eigener Zählung etwa 1.200 Demonstranten gegenüber. Die Veranstalter der Demo, das Bündnis "Offensive gegen Rechts" zählte fast doppelt so viele Teilnehmer. Nämlich 2.200.

Angeführt wurde der Demozug von einem "No Pasaran"-Transparent und einem kleinen Lkw. Von diesem wurden Sprüche wie "Rassistisch, sexistisch, ekelhaft – das ist die deutsche Burschenschaft!" oder "Alerta, Alerta, Antifascista!" skandiert.

Nachdem der Protestmarsch die Staatsoper erreicht hatte, lichteten sich die Reihen bereits ab 20 Uhr. Die Demonstranten wollten aber jedenfalls noch zwei Stunden ausharren und zumindest die Zufahrt über die Operngasse hin zur Hofburg "blockieren". "Und wenn nur einer von uns hierbleibt", sagte eine der Organisatoren.

Ruhiger Abend für Polizei

Die Polizei sprach in einer ersten Bilanz von einem ruhigen Abend. Auch wenn der Einsatz für einige Beamte noch in die Früh dauern werde. Denn aus der Vergangenheit wisse man, dass immer wieder vereinzelt Störaktionen nach dem offiziellen Ende der Kundgebung, oder am Rande dieser gesetzt würden.

Im Zuge der Demo habe es aber keine Zwischenfälle gegeben, hieß es auf STANDARD-Anfrage. Lediglich einzelne Verwaltungsübertretungen – gegen das Vermummungsverbot – habe man notiert.

Aufregung im Vorfeld

Wie auch in den vergangenen Jahren sorgte der umstrittene Ball bereits im Vorfeld für Aufregung. Dabei gibt es dieses Jahr für das rechte Lager weniger zu feiern als sonst. Vor einem Jahr saß die FPÖ noch in der Regierung, Burschenschafter gingen in den Ministerien ein und aus. Vizekanzler und Redner auf dem Ball war Heinz-Christian Strache, der jetzt nur noch bei der DAÖ Reden schwingt.

Ballorganisator Udo Guggenbichler, an tanzfreien Tagen FPÖ-Gemeinderat in Wien, will sich von alldem nicht abhalten lassen: "Wir feiern Bälle unabhängig von anderen Begebenheiten", sagte er zum STANDARD. Was er davon hielte, wenn Strache wieder am Ball aufkreuzte? "Dann ist er ein Gast wie jeder andere auch", sagte Guggenbichler knapp.

Strache kam nicht. Statt ihm standen der Wiener Parteichef Dominik Nepp und Bundesparteiobmann Norbert Hofer, der auch das Amt des dritten Nationalratspräsidenten bekleidet, als Redner auf dem Programm. Die traditionelle akademische Rede kam laut Programm von Hannes Hundegger. Der Unternehmer ist Universitätsrat der Montanuniversität Leoben.

Graf und Gudenus am Ball

Ein weiterer, allerdings ehemaliger Nationalratspräsident, der den Ball besuchte, war Martin Graf. Der erklärte: "Ich war schon vor Strache bei der FPÖ und werde bis zu meinem Ende bei der FPÖ bleiben". Auch Johann Gudenus, neben Strache der zweite Hauptdarsteller des Ibiza-Videos, kam zum Ball. Er war unmittelbar nach Publikwerden des Videos aus der FPÖ ausgetreten. Am Eingang zur Hofburg erklärte Gudenus, er erwarte sich "einen schönen Ballabend, wie immer".

Besondere Aufmerksamkeit erhielt aber auch ein anderer Gast: Martin Sellner. Der Identitäre hatte gegenüber dem STANDARD bestätigt, wie auch in den Jahren zuvor am Ball teil zunehmen. Für die ÖVP zeigte dies "wieder einmal, dass es innerhalb der FPÖ keine klare Haltung gegen diese Organisation gibt", wie Nationalratsabgeordneter Martin Engelberg per Aussendung mitteilte. Die Teilnahme Sellners am FPÖ-Ball mache die Distanzierung zu den Identitären "unglaubwürdig". (ook, ta, lalo, sum)

Der STANDARD berichtet live.

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