Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Selbstständige, die keine Aufträge mehr haben. Die Begleiterscheinungen der Corona-Krise sind vielfältig und schwerwiegend. Vor allem jene, die bereits von Armut betroffen sind, spüren die ökonomischen Auswirkungen massiv. Martin Schenk, Psychologe, Sozialexperte der Diakonie Österreich und Mitbegründer der Armutskonferenz, fordert mehr Soforthilfe für Betroffene.

Er appelliert an die Bundesregierung, einen Sozialfonds mit mindestens 100 Millionen Euro zu dotieren. Darauf sollen dann die Länder im Rahmen der "Hilfen in besonderen Lebenslagen" der Mindestsicherung zugreifen. "Die Kriterien können auf die Corona-Krise bedarfsgerecht definiert werden, der Antrag muss einfach und unbürokratisch sein", so Schenk.

Was derzeit neben Jobverlust und Kurzarbeit eintrete: Betroffene können auf Unterstützungssysteme neben der "Kernfamilie" nicht zugreifen: "Das Kind zur Oma Essen schicken, kostenlose Jausen und ermäßigtes Essen in Schulen, Angebote der Freizeit, Assistenz, Sozialarbeit, öffentliche Dienstleistungen etc." – das alles falle weg.

Auch das Thema Wohnkosten wiegt bei von Armut betroffenen Menschen schwer. "Steigende Wohnkosten sind ein wachsendes Problem", sagt Schenk. Er schlägt daher Investitionen in den sozialen Wohnbau vor. "Das war zumindest in den letzten Jahren auch eine Frage von hohem Bedarf und zu wenig Angebot." Der Grundpreis für gemeinnütziges Wohnen solle günstiger gemachent werden. Außerdem fordert der Armutsexperte, die Delogierungsprävention auszubauen. (Rosa Winkler-Hermaden, 22.4.2020)

Armutsexperte Schenk im Chat: "Steigende Wohnkosten sind ein wachsendes Problem"