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Nachlese: Der demokratische Kandidat Joe Biden führt in vier von sechs noch offenen Staaten

Liveticker

Donald Trumps klarer Vorsprung in Pennsylvania ist dahin, dennoch zieht sich die Auszählung weiter in die Länge. Holt Joe Biden den Bundesstaat, wäre er neuer Präsident


Vier Tage nach der US-Präsidentschaftswahl steht immer noch nicht fest, ob Joe Biden oder Donald Trump gewinnen wird, obwohl seit Donnerstagnachmittag alle Zeichen auf Biden stehen. Die aktuellen Entwicklungen können Sie im aktuellen Liveticker nachverfolgen. Im wichtigen Swing-State Pennsylvania konnte Biden bei einem Auszählungsgrad von 95 Prozent Trump überholen. Hält dieser Trend, dann hieße der 46. Präsident der Vereinigten Staaten Joe Biden. In allen noch nicht endgültig entschiedenen Bundesstaaten – Pennsylvania, Arizona, North Carolina, Georgia und Nevada – zählen die Wahlhelfer weiterhin Stimmen aus.

Im äußerst knappen Rennen um Georgia hat Biden Trump am Freitagvormittag unserer Zeit überholt. In Nevada liegt Biden weiterhin vorne.

Arizona haben AP und Fox News bereits für Biden prognostiziert, allerdings hat sich dessen Vorsprung dort in der Nacht auf Freitag etwas verringert. Bleibt es beim Sieg Bidens in Arizona, würde ihm ein Erfolg in nur einem der vier weiteren noch ausstehenden Bundesstaaten für die erforderliche Mehrheit von 270 Stimmen in der Wahlversammlung (Electoral College) reichen. Trump hingegen benötigte dann eine Mehrheit in allen vier anderen Staaten. Auch in Alaska wird übrigens noch ausgezählt, dieser Bundesstaat geht aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit an Trump.

Statements der Kandidaten

Biden hatte in der Nacht auf Freitag eigentlich bereits eine Siegesrede halten wollen, trat dann aber verspätet auf, weil sich die US-Medien noch damit zurückgehalten hatten, ihm den Wahlsieg offiziell zuzusprechen. Er hielt stattdessen eine Ansprache, in der er klarmachte, dass er von einem Sieg ausgehe – und lobte sein Team. Biden sprach aber auch über die Polarisierung im Land. Es sei gut, unterschiedlicher Meinung zu sein, aber man müsse darüber in einem zivilen Ton reden können. Seine Anhänger rief er weiter zur Ruhe auf. Die Auszählung sei zäh und habe "einen betäubenden Effekt" – aber man müsse sich klarmachen, dass hinter jeder Zahl ein Mensch stehe, dessen Stimme zähle. Biden hatte schon am Mittwoch erklärt, dass er "auf dem Weg zum Sieg" sei. "Es ist klar, dass wir genug Stimmen gewinnen, um die Hürde von 270 (Wahlmänner-)Stimmen zu übertreffen", sagte er. Biden appellierte auch an den gesellschaftlichen Zusammenhalt: "Wir sind keine Feinde."

Trump sprach in der Nacht auf Freitag im Weißen Haus von Wahlbetrug. "Sie wollen die Wahl stehlen und manipulieren", sagte er bei einer Pressekonferenz. Wenn nur "die legalen Stimmen gezählt werden", dann würde er locker gewinnen. Nun würden aber auch die illegalen gezählt, weshalb er zurückfalle – "womöglich sogar, bis wir in Rückstand geraten". Sein Sohn Donald Jr. hatte schon zuvor auf Twitter zu einem "totalen Krieg" aufgerufen, um gegen angeblichen Betrug vorzugehen. Beweise für ihre Behauptungen nannten beide nicht.

Trump hatte bereits am Mittwoch den Wahlsieg eindeutig für sich reklamiert: "Ehrlich gesagt, wir haben gewonnen." Entgegen den Prognosen zu diesem Zeitpunkt behauptete er, dass er das Rennen in Georgia und North Carolina für sich entschieden habe. Sein Wahlkampfteam erklärte auch in Pennsylvania den Sieg. Für diese Behauptungen lagen zu dem Zeitpunkt allerdings keine Bestätigungen vor.

Zahlreiche Klagen

Trumps Wahlkampagne kündigte an, in Wisconsin mit Blick auf "Unregelmäßigkeiten" eine Neuauszählung beantragen zu wollen. In Michigan hatte sie einen sofortigen Stopp der Auszählung verlangt, bis den Republikanern Zugang zu den Wahllokalen gewährleistet werde. Ein Richter wies die Klage am Donnerstag jedoch ab. Auch in Nevada wollte die Trump-Kampagne wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten klagen. Eine erste Klage wurde am Donnerstag aber von einem Richter wegen Aussichtslosigkeit abgewiesen.

In Pennsylvania wollen die von den Republikanern beauftragten Anwälte verhindern lassen, dass Briefwahlstimmen als gültig gewertet werden, die bis Freitag eintreffen – diese Regelung hatte das Oberste Gericht der USA zugelassen. Zudem gab ein Gericht der Trump-Kampagne recht, die erwirken wollte, dass ihre Unterstützer bei der Auszählung in der Großstadt Philadelphia näher an den Wahlhelfern stehen dürfen. Die Auszählung wurde vorübergehend gestoppt, um die Absperrungen zu verschieben.

In Georgia klagte Trumps Wahlkampfteam, weil angeblich 53 zu spät per Post eingetroffene Stimmzettel berücksichtigt worden seien. 150.000 weitere, von der Post zu spät zugestellte Stimmen werden wohl trotz Klagen der Demokraten nicht in die Auszählung dort einfließen dürfen.

Proteste in mehreren Städten

Zu teilweise gewaltsamen Protesten kam es am Mittwochabend in New York, Portland, Detroit, Chicago und Philadelphia. Demonstrierende standen sich jeweils mit dem Motto "Stop the Vote" bzw. "Count Every Vote" gegenüber. (APA, red, 7.11.2020)

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