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Betrugsskandal Wirecard: ein gefasst wirkender Markus Braun und viele, viele Vorwürfe

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Angeklagt ist der frühere Vorstandschef und Österreicher Markus Braun. Am ersten Tag stehen die Verlesung der Anklage und erste Stellungnahmen der Verteidigung an.


München – Seit mittlerweile 870 Tagen sitzt der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun in Untersuchungshaft in Bayern. Am Donnerstag ist es so weit, der Mammut-Strafprozess gegen ihn und zwei weitere ehemalige Manager des Skandalkonzerns beginnt in München. Die Staatsanwaltschaft listet auf einer 474 Seiten-langen-Anklageschrift auf, was sie den dreien vorwirft: Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und gewerbsmäßigen Bandenbetrug.

Laut Anklage sollen die Manager den eigentlich unprofitablen Zahlungsdienstleister schöngerechnet haben, um Anleger und Kreditgeber zu täuschen. Mit windigen Konstruktionen schob Wirecard jahrelang erfundene Milliarden hin und her, und kaum jemand schöpfte Verdacht, bis im Juni vor zwei Jahren endgültig alles aufflog. Über die mittlerweile berühmten 1,9 Milliarden Euro stolperte der Konzern. Sie fehlten in der Bilanz und sind damals wie heute nicht auffindbar, wenig überraschend, da es das Geld nie gegeben hat.

Markus Braun sieht sich als Opfer, er sei reingelegt worden, habe von all den kriminellen Vorgängen nichts gewusst. Als er vor zwei Jahren im Untersuchungsausschuss des deutschen Bundestages seinen bisher letzten öffentlichen Auftritt hatte, lehnte er Aussagen ab. Die Schuld gibt er unter anderem dem einstigen Finanzvorstand Jan Marsalek, der kurz vor dem Kollaps untertauchte. Medienberichten zufolge soll er in Russland unter Schutz des Geheimdienstes leben, bestätigt ist das allerdings nicht.

Braun jedenfalls drohen im Fall einer Verurteilung mehr als zehn Jahre Haft. Bis Dezember kommenden Jahres sind zunächst 100 Verhandlungstage angesetzt, mit einem einem Urteil ist dementsprechend nicht vor 2024 zu rechnen. Zum Auftakt werden die Verlesung der Anklage und eine erste Stellungnahme der Verteidigung erwartet. DER STANDARD berichtet ab Donnerstag, 8.45 Uhr, live. (Birgit Baumann, München, 7.12.2022)