Nach zwei Jahren Corona-bedingter Zwangspause fand am Donnerstagabend wieder der Wiener Opernball statt. Bei dessen 65. Ausgabe setzt der neue Staatsoperndirektor Bogdan Roščić neue Akzente: Keine Raum-in-Raum-Konzepte gab es mehr, die Oper und ihre Architektur sollen die Hauptrolle an diesem Abend spielen. Auch etablierte er statt einer "Opernball-Lady" ein Komitee, das sich im Vorfeld um die Ballorganisation kümmerte.

Anderes blieb gleich: Richard Lugner war wie immer dabei, er brachte die US-amerikanische Schauspielerin und Klimaaktivistin Jane Fonda zum Ball. Sie zeigte sich zwar interviewscheu, vom "Ball der Bälle" aber durchaus angetan. Apropos Aktivismus: Nachdem im Vorfeld spekuliert worden war, ob die Umweltschützer der Letzten Generation eine Aktion am Ball der Bälle geplant haben, sagten diese – zumindest offiziell – ab. Protest von Klimaaktivistinnen gab es trotzdem: Lena Schilling von System Chance not Climate Change schaffte es noch vor Ballbeginn mit einem Plakat auf den roten Teppich vor der Oper, später wurde drinnen, auf der Stiege, ein Transparent entrollt.

Ein Revival feierte die Opernballdemo. Die Kommunistische Jugend hatte zu einem Protestzug aufgerufen. "Eat the ritch" lautet das Motto der Demonstrantinnen und Demonstranten, die sich ab 19 Uhr in Favoriten sammelten und in Richtung Innenstadt zogen. Hinter der Oper hieß es bei einer Kundgebung der Partei Links: "Punsch the rich".

Wiener Blut, ganz in Schwarz

Der Ball selbst war ausverkauft – insgesamt 5.150 Gäste wurden verzeichnet. Darunter: Zahlreiche Gesichter aus Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft. Die Eröffnung begann pünktlich um 22 Uhr mit Fanfare, gefolgt von Bundes- und Europahymne.

Generell stand die Eröffnung ganz im Zeichen von hundert Jahren Wiener Tanzmusik und Operette. Staatsballettdirektor Martin Schläpfer hatte etwa zur Musik von Johann Strauß' unsterblichem Walzer "Wiener Blut" eine neue Choreografie gestaltet, die beim Ball ihre Uraufführung feierte. Die Balletttänzerinnen und -tänzer trugen Kostüme der Modeschöpferin Susanne Bisovsky ganz in Schwarz.

Auch die Starsänger ließen die Tradition hoch leben. Zuerst donnerte Tenor Andreas Schager gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Geigerin Lidia Baich, "Freunde, das Leben ist lebenswert" aus "Giuditta" von Franz Lehár durch die Oper. Dann folgte die finnische Sängerin Camilla Nylund mit dem "Vilja-Lied" aus "Die lustige Witwe", ebenfalls von Franz Lehár. Gemeinsam ließen sie dann "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" von Robert Stolz schlagen.

Einziger Exot unter all den Österreichern war Frédéric Chopin, unter dessen "Polonaise A-Dur, op. 40 Nr. 1" die Debütantinnen und Debütanten einzogen – und letztlich mit dem Donauwalzer das Parkett freigaben. (red, 16.2.2023)

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