Ballgäste, Demonstrierende und viel Polizei: Diese Gemengelage tat sich am Freitag in Wien auf. Denn in der Hofburg ging der von der Wiener FPÖ veranstaltete Akademikerball über die Bühne: eine umstrittene Veranstaltung, gegen die alljährlich protestiert wird.

Der Unmut richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die den Ball ab 1952 ausrichteten und prägten. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn dann in "Akademikerball" umtaufte. Am Abend füllte sich die Location mit bekannten Ballgästen: dem Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer, Burgenlands Ex-FPÖ-Obmann Johann Tschürtz, dem Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp und dem Wiener Landtagabgeordneten Udo Guggenbichler, seines Zeichens Ballorganisator. Ebenfalls gesichtet: Martin Sellner, Aushängeschild und Vordenker der rechtsextremen Identitären Bewegung – sowie Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Fünf Kundgebungen angemeldet

Auf der Straße gab es zuvor Protest gegen den Ball. Insgesamt fünf Protestaktionen – eine Demo und vier Standkundgebungen – waren bei der Polizei angezeigt worden. Die Teilnehmer der Demo "Kein Platz für Faschos", organisiert von der "Offensive gegen rechts", kamen um 17 Uhr zusammen. "Unsere Solidarität von unten gegen ihren Rassismus von oben", "Zusammenhalten gegen rechts", "Nazis raus" und "Kickl muss weg" war auf den Schildern der Demonstrierenden zu lesen. Die Route führte vom Schottenring über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt und die Rotenturmstraße zum Stephansplatz. Dort fand ab ca. 19 Uhr die Abschlusskundgebung statt. Der Protest lief laut Polizei ohne Probleme ab: "Es wurden vereinzelt ein paar pyrotechnische Gegenstände gezündet, ansonsten ist die Demo jedoch ruhig verlaufen“, sagte eine Sprecherin.

"Der Akademikerball ist seit vielen Jahren ein rechtsextremes Vernetzungstreffen. Das ist etwas, das wir in unserer Stadt nicht haben wollen", meinte Demoorganisator Axel Magnus. Laut dem Bündnis marschierten rund 2.000 Personen bei der Demo mit, im Vorjahr waren es – nach zweijähriger Pandemie-Pause – laut Polizei rund 2.400 Menschen. Heuer gab die Polizei keine offiziellen Schätzungen zur Teilnehmerzahl bekannt. Angesichts der aktuellen politischen Situation, "Stichwort Potsdam", wären heuer eigentlich 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nötig, sagte Organisator Magnus – um gleich einzuräumen, dass das nicht schaffbar sei.

Um den Heldenplatz wurde wieder ein Platzverbot verhängt. Das heißt: Das Betreten des Bereichs ist verboten. Die Sperrzone trat um 17 Uhr in Kraft, sie umfasst einen Teil des Burgrings, den Heldenplatz, den Michaelerplatz, die Schauflergasse und die Herrengasse. Die weiträumigsten Absperrungen in den vergangenen Jahren anlässlich des Akademikerballs gab es 2014, das Platzverbot umfasste damals die Ringstraße bis über den Schwarzenbergplatz hinaus. Rund um die Zone kam es allerdings zu schweren Ausschreitungen. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich.

Straßen gesperrt, Öffis umgeleitet

Die Polizei war am Freitag mit einem Großaufgebot im Einsatz: 900 Beamtinnen und Beamte aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland, Oberösterreich und der Steiermark wurden abgestellt. Sie waren in Uniform und in Zivil vor Ort. Eine ihrer Aufgaben war es, Straßen für die Proteste zu sperren. Der Ring wurde um 16 Uhr zwischen Operngasse und Schottengasse für den Fahrzeugverkehr abgeriegelt. Der ÖAMTC rechnete mit Staus und empfahl, großräumig auszuweichen – etwa entlang des Donaukanals oder über den Gürtel.

Auch diverse Öffi-Linien kamen nicht so voran wie gewohnt: Die Busse 1A, 2A, 3A hatten bereits um circa 15 Uhr Betriebsschluss. Die Straßenbahnlinien D, 1, 2, 43, 44, 71 wurden umgeleitet oder hatten den Betrieb abschnittsweise eingestellt. (red, APA, 16.2.2024)

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