Gründer müssen auch das Abc der Finanzierung kennen, um Geldgeber zu finden.

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Wien – Um Kapital für ein Projekt oder für eine Unternehmensgründung aufzustellen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Doch was steckt hinter den Begriffen, und wie kommt man an so ein Kapital? Eine Übersicht:

  • Business Angel Das sind Personen, die beim Hochziehen eines Unternehmens helfen. Einerseits unterstützen sie Projekte mit Beteiligungskapital, andererseits stehen sie mit unternehmerischem Know-how und wichtigen Kontakten zur Verfügung. Business Angels sind vor allem Ansprechpartner für jene Gründungen oder Finanzierungen, bei denen für Banken das Risiko zu groß ist und für große Beteiligungsgesellschaften der Kapitalbedarf zu gering ist. Im Gegenzug für ihre Starthilfe erhalten Business Angels entsprechende Unternehmensanteile und erwarten eine entsprechende Rendite. Ein Netzwerk für Business Angels in Österreich ist die "Austrian Angel Investor Association"(www.aaia.at).

  • Crowdfunding Diese Art der Kapitalbeschaffung wird auch Schwarmfinanzierung genannt. Die Idee ist, dass viele Menschen Geld in ein Projekt investieren und dass damit eine ordentliche Summe als Startkapital zusammenkommt. Auch in Österreich gibt es bereits mehrere Crowdfundig-Plattformen, auf der die einzelnen Projekte vorgestellt werden. Als Bank setzt auch die Bawag bereits auf dieses Konzept und hat mit der Initiative "Es geht" Crowdfunding als Finanzierungsidee aufgenommen.

  • Factoring Diese Form der Finanzierung eignet sich allerdings nur für Unter nehmen, die schon im Business sind. Denn bei dieser Form verkauft ein Unternehmen seine Forderungen an ein Factoring-Un ternehmen. Dadurch erhält der Unter nehmer sein Geld früher, als wenn er auf die Zahlung der Kunden warten müsste, und auf die Art kann er wieder rascher investieren.

  • Förderungen Diese gibt es für verschiedenste Bereiche: für Gründung, Forschung, Entwicklung oder auch für die Unternehmensübergabe oder die Standortsicherung. Bekannte Förderstellen in Österreich sind unter anderem die Austria Wirtschaftsservice GesmbH (aws), die Austrian Business Agency oder das Gründerservice der Wirtschaftskammer Österreich.

  • Kapitalmarkt Über die Ausgabe von Aktien oder Anleihen können Unternehmen auch Geld lukrieren. Allerdings braucht es dazu eine Historie und eine Wachstumsgeschichte. Mit einem Börsengang sind auch Publikationsvorschriften verbunden – das jeweilige Unternehmen braucht daher auch die Größe, um den Anforderungen gerecht zu werden. Anleihen können Unternehmen auch begeben, wenn sie nicht an der Börse notiert sind.

  • Kredit Ein Kredit von der Bank ist wohl die bekannteste Finanzierungsform. Hierbei bekommt der Unternehmer Geld gegen von der Bank geforderte Sicherheiten. Weil die Banken durch die Basel-III-Regulierung nun aber Kredite (je nach Risiko) mit mehr Eigenkapital hinterlegen müssen, sind die Institute bei der Vergabe von Geld vorsichtiger geworden.

  • Leasing Bei dieser Form kann ein Unternehmer diverse Gegenstände – etwa Autos oder Immobilien – leasen und muss diese nicht kaufen. Gegen die Zahlung einer Gebühr bekommt der Leasing-Nehmer die Nutzungsrechte für die Gegenstände. Die Anschaffungskosten entfallen. Bei Fahrzeugen kann in einigen Fällen auch das Fuhrparkmanagement ausgelagert werden.

  • Mezzanin-Kapital Bei diesem Kapital handelt es sich um weitgehend unbesichertes Risikokapital, das ähnlich einem Darlehen zu verzinsen und zu tilgen ist. Aufgrund des höheren Risikos ist die Verzinsung für Mezzaninkapital deutlich höher, als das etwa bei einer herkömmlichen Kreditfinanzierung der Fall wäre. Unternehmen müssen für diese Finanzierung nicht frühzeitig Anteile abgeben. Die Zinsen sind üblicherweise steuerlich abzugsfähig. Im Gegensatz zu Venture Capital oder Private Equity Finanzierungen muss sich das Unternehmen nicht auf einem starken Wachstumskurs befinden. Zudem entfallen spezifische Sicherheiten wie Hypotheken; Forderungszessionen oder Bürgschaften sind nicht notwendig. Mezzaninkapital nimmt eine Zwischenposition zwischen klassischem Eigenkapital und Fremdkapital ein und ist nachrangig gegenüber allen Formen des Fremdkapitals.

  • Private Equity Ein Private-Equity-Geber stellt etablierten Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung und beteiligt sich damit direkt am Unternehmen – mit allen Rechten. Ziel der Privatbeteiligung (die auch von Fonds vorgenommen werden kann) ist es, bei einer späteren Veräußerung der Anteile am Unternehmen einen entsprechenden Ertrag zu erzielen. Das Unternehmen braucht daher eine erfolgreiche Wachstumsstrategie.

  • Schuldscheindarlehen Sie sind eine Form der langfristigen Fremdfinanzierung. Es handelt sich um anleiheähnliche, langfristige Großkredite. Die Kredite werden gegen Schuldscheine etwa von Banken oder Versicherungen an Unternehmen vergeben. Der Schuldschein inkludiert die Verpflichtung zur Rückzahlung und zur Entrichtung der Zinsen.

  • Seed Capital Unter diesem Begriff werden Finanzierungen für die Gründungs- und Frühphase eines Unternehmens zusammengefasst. Das Kapital dient meist der Ideenentwicklung bzw. zur Finanzierung, Ausreifung oder Umsetzung einer Idee – etwa der Erstellung eines Prototyps.

  • Venture Capital Hierbei erhalten junge, rasch wachsende Unternehmen Geld von Investoren. Weil die Unternehmen meist noch im Aufbau sind, wird dieses Geld auch Risikokapital genannt. Mit dem Kapital beteiligen sich die Geldgeber auch am Unternehmen. Zudem zieht auch das Wissen und das Netzwerk der Geldgeber in das Unternehmen ein. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 28.3.2015)