Wien – Der Volksbanken-Sektor segelt, wie von den Bankenaufsehern aus der Europäischen Zentralbank vorgegeben, auf Fusionskurs und ist dabei recht gut unterwegs. Die allermeisten Zusammenschlüsse sind unter Dach und Fach, nur in Salzburg, Ober- und Niederösterreich müssen noch insgesamt fünf Institute zusammengelegt werden. Im heurigen Sommer soll das erledigt sein.

All das läuft unter dem Namen "Acht plus zwei": Aus den mehr als 50 regionalen Volksbanken werden acht Bundesländer-Volksbanken plus zwei Spezialinstitute (Sparda-Bank Austria sowie die Ärzte- und Apothekerbank AG).

Allerdings wurde der Plan nun geändert: auf "Acht plus eins". Die Sparda Austria wird nämlich mit der Volksbank Wien fusioniert, die seit dem Umbau des angeschlagenen Sektors als Spitzeninstitut fungiert. Die Volksbank (VB) Wien hat die nötigen Beschlüsse gefasst, diese Woche entscheiden die Sparda-Gremien. Das bestätigt die VB Wien.

Deal mit Deutschen abgesagt

Kurzer Rückblick: Die Sparda Austria ging aus einer 1868 gegründeten Genossenschaft für notleidende Eisenbahner hervor und lief später unter dem Begriff "Eisenbahnerbank". Bis März 2016 gab es im Sektor zwei unabhängige Sparda-Genossenschaften: Sparda-Bank Austria Nord (Linz) und Süd (Villach). Beide waren dem Haftungsverbund beigetreten, der Voraussetzung für die Genehmigung der staatlichen Rettung des Sektors war.

Vor einem Jahr wurden die beiden Institute fusioniert. In der Folge verhandelte Sparda Austria mit der Sparda Hessen über einen Einstieg der Deutschen, die Idee wurde aber wieder ad acta gelegt – stattdessen freundete man sich mit der VB Wien an. Der geplante Zusammenschluss soll operative Synergien bringen, Sparda (rund 900 Mio. Euro Bilanzsumme) bringt der VB Wien, die vor allem im Kreditgeschäft zulegen möchte, eine Menge Liquidität und rund 80.000 Privatkunden mit.

Immigon-Chef Koren bewarb sich erneut

Die Volksbanken müssen für ihre Rettung durch den Staat in Summe 300 Millionen Euro zurückzahlen, spätestens bis 2023; voriges Jahr haben sie bereits 54 Mio. an die Republik überwiesen.

Insgesamt hat der Steuerzahler eine Milliarde Euro für die Rettung des Sektors springen lassen. Das damalige Spitzeninstitut Österreichische Volksbanken AG (Övag) wurde zerschlagen und zur – von Stephan Koren und Michael Mendel geleiteten – Abbaueinheit Immigon. Die versilbert gerade ihre Assets, danach wird sie liquidiert werden. Korens Vertrag läuft Ende August aus, der Chefposten wurde jüngst für die Zeit von 1. September 2017 bis maximal Ende Juni 2019 ausgeschrieben. So wie es aussieht, wird der neue Chef Stephan Koren heißen: Er hat sich beworben.

Volksbanken könnten profitieren

Die Republik hat in der Immigon Partizipations- und Grundkapital stecken. Sollte nach deren Abwicklung Geld übrig bleiben, stehen dem Staat die ersten 250 Millionen Euro (Grundkapital) davon allein zu. Etwaige weitere Rückzahlungen der Immigon aufs PS-Kapital kämen dann aber indirekt den Volksbanken zugute: Diese Beiträge würden vertragsgemäß den Volksbanken auf ihre Verpflichtung (die genannten 300 Millionen Euro) angerechnet. (Renate Graber, 12.3.2017)