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Kohls Sarg in der Kathedrale von Speyer

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Abschied von Helmut Kohl im Europäischen Parlament in Straßburg.

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Beim Trauerakt waren unter anderen Angela Merkel, Emmanuel Macron und Bill Clinton anwesend.

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Der Sarg des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl wird mit einer Europaflagge drapiert von seinem Haus in Oggersheim abgeholt.

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Straßburg/Speyer – Historischer Abschied vom verstorbenen deutschen Altkanzler Helmut Kohl (CDU): Bei nie zuvor erlebten Trauerfeierlichkeiten in Straßburg und Speyer haben Spitzenpolitiker aus aller Welt und hunderte Menschen in seiner Heimat Kohl die letzte Ehre erwiesen.

Bei einem europäischen Trauerakt und einem Requiem im Speyerer Dom würdigten die Redner am Samstag vor allem seine Verdienste um die deutsche Vereinigung und die europäische Einheit.

"Einmalige historische Leistung"

Zu Ehren Kohls fand erstmals in der EU-Geschichte im Straßburger Europaparlament ein europäischer Trauerakt statt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte dabei die "alles überragende, einmalige historische Leistung Helmut Kohls" für die deutsche Wiedervereinigung und die Einheit Europas.

An der Zeremonie nahmen zahlreiche amtierende und frühere Staats- und Regierungschefs teil, darunter Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der frühere US-Präsident Bill Clinton, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew. In der ersten Reihe saß Kohls Witwe, Maike Kohl-Richter.

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Aus Österreich reisten Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) sowie der ÖVP-Europaabgeordnete Othmar Karas in Vertretung von Außenminister Sebastian Kurz an.

Die beiden Söhne des Altkanzlers wurden weder in Straßburg noch später bei dem Requiem in Speyer gesehen. Der ältere Sohn Walter hatte sich einen deutschen Staatsakt gewünscht, den die Witwe aber ablehnte.

Merkel sagte in Straßburg über Kohl, der sie als junge Politikerin aus dem Osten gefördert hatte und unter dem sie jahrelang Ministerin war, dass er "einen Platz in den Geschichtsbüchern eingenommen" habe. "Ohne Helmut Kohl wäre das Leben von Millionen Menschen, die bis 1990 hinter der Mauer lebten, völlig anders verlaufen, natürlich auch meines."

"Vermächtnis bewahren"

Mit bewegter Stimme dankte Merkel am Ende ihrer Traueransprache Kohl für die "Chancen", die er ihr persönlich, aber auch generell den Deutschen und Europäern gegeben habe. "Jetzt ist es an uns, Ihr Vermächtnis zu bewahren."

EU-Kommissionspräsident Juncker, EU-Ratspräsident Donald Tusk und EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani würdigten vor allem Kohls Verdienste um die europäische Einigung. Juncker nannte den verstorbenen Altkanzler ein "kontinentales Monument" und einen "Nachkriegsgiganten". Auch Clinton und Medwedew würdigten in ihren Ansprachen die Verdienste des am 16. Juni im Alter von 87 Jahren verstorbenen Ehrenbürgers Europas; Macron nannte ihn einen "Freund" Frankreichs.

Schwierige Seiten

Merkel wiederum ließ auch die schwierigen Seiten des langjährigen Bundeskanzlers (1982 bis 1998) nicht aus: "So manche Geister schieden sich an ihm, nicht wenige haben sich an ihm abgearbeitet und gerieben. Viele von uns, auch ich, können davon erzählen", sagte sie. All dies aber "tritt zurück hinter dem überragenden Lebenswerk".

Nach dem Trauerakt im EU-Parlament wurde Kohls Sarg mit einem Hubschrauber nach Ludwigshafen geflogen, wo sich ein Trauerzug durch die Heimatstadt des CDU-Politikers anschloss. Hunderte Menschen säumten dabei die Straßen und Plätze. Die sterblichen Überreste des Altkanzlers wurden danach mit einem Schiff nach Speyer gebracht.

An dem Requiem im Dom von Speyer nahmen ebenfalls zahlreiche Spitzenpolitiker wie Merkel, Steinmeier, Juncker und Clinton teil. Bischof Karl-Heinz Wiesemann nannte Kohl einen "wahrhaft großen Staatsmann" und schloss in seine Predigt sowohl Kohls Witwe als auch dessen Söhne ein. Nach einem militärischen Ehrengeleit auf dem Domplatz sollte Kohl im engsten Kreis auf dem Friedhof des Domkapitels von Speyer beigesetzt werden. (APA, 1.7.2017)