London – Fünf Länder dürfen in Zukunft nicht mehr in küstennahen Gewässern Großbritanniens fischen. Die britische Regierung zieht sich binnen zweier Jahre aus einem 1964 unterzeichneten Fischereiabkommen zurück, wie Umweltminister Michael Gove am Sonntag in London ankündigte.

Der Austritt aus der Konvention sei ein "historischer Schritt" beim Aufbau einer neuen nationalen Fischereipolitik, erklärte Gove, der als ein vehementer Befürworter des Brexits gilt. Der Schritt werde zu einer profitableren und nachhaltigeren Fischerei beitragen. "Das erste Mal seit mehr als 50 Jahren werden wir entscheiden können, wer Zugang zu unseren Gewässern hat." Laut Regierungsangaben gab es 2015 etwa 12.000 britische Fischer.

Ausstiegsprozess

Das Fischereiabkommen war bereits vor dem Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Union unterzeichnet worden. Die Regelung wäre also auch nach dem Brexit in Kraft geblieben. Der Ausstiegsprozess aus dem Abkommen wird sich den Angaben zufolge zwei Jahre hinziehen.

Der EU-Chefverhandler für die Brexit-Gespräche, Michel Barnier, erklärte auf Twitter, der britische Rückzug ändere gar nichts. Die gemeinsame Fischereipolitik der EU habe das Abkommen ohnehin ersetzt. Seine Priorität für die Verhandlungen seien die Interessen der verbleibenden 27 EU-Staaten.

Das Abkommen erlaubt Deutschland, Frankreich, Belgien, Irland und den Niederlanden, in einer sechs bis zwölf Seemeilen von der britischen Küste entfernten Zone zu fischen. Das entspricht etwa elf bis 22 Kilometern. Damit soll bald Schluss sein. Ebenso dürfen britische Trawler in Zukunft nicht mehr in entsprechenden Zonen vor den Küsten der anderen Länder ihre Netze auswerfen.

"Unwillkommen"

Laut der amtlichen Statistik haben britische Trawler im Jahr 2015 insgesamt 708.000 Tonnen Fische gefangen. Im selben Zeitraum gingen den anderen Mitgliedern der Londoner Konvention 10.000 Tonnen Fisch vor der britischen Küste ins Netz.

Die irische Regierung kritisierte die Aufkündigung des Abkommens als "unwillkommen".

London will nach dem Brexit auch aus der EU-Fischereipolitik aussteigen und kann den EU-Staaten dann die Einfahrt in seine 200-Seemeilen-Zone verwehren. Dieses Gebiet beginnt zwölf Seemeilen vor der britischen Küste. Die Deutsche Hochseefischerei-Verband fürchtet daraus entstehende "fatale Folgen". Dort werden 100 Prozent der deutschen Heringsquote für die Nordsee gefangen, zudem ein erheblicher Teil Makrele und Blauer Wittling. Fehle die Menge, könnte deutscher Fisch teurer werden; Jobs gingen womöglich verloren.

Bereits im neuen Regierungsprogramm der britischen Premierministerin Theresa May heißt es als Ziel: "Großbritannien regelt den Zugang zu seinen Hoheitsgewässern selbst und kontrolliert damit seine eigene Fischereipolitik einschließlich Fangquoten." So sollen Fischbestände geschützt und die Zukunft britischer Fischer gesichert werden. (APA, 2.7.2017)