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In schlecht bezahlten Berufen wie bei Küchengehilfen könnte der Mindestlohn mehr Geld, aber weniger Jobs bringen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Die gerade beschlossene Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns von 1.500 Euro pro Monat und das Scheitern bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit sorgen weiterhin für schlechte Stimmung unter den Sozialpartnern und politischen Gruppierungen.

GPA-Chef Wolfgang Katzian ging am Donnerstag in die Offensive und warf den Arbeitgebern vor, auf den "Wegfall von Überstundenzuschlägen und die Beseitigung der gewerkschaftlichen Mitbestimmung durch Aushebelung der Kollektivverträge" aus zu sein. Er erneuerte die Gewerkschaftsforderung auf leichteren Zugang zur sechsten Urlaubswoche und auf eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung.

"12-Stunden-Tag? So nicht!"

Unter dem Motto "12-Stunden-Tag? So nicht!" sollen nun in Betrieben Unterschriften gesammelt werden, die einen Appell an die Vorsitzenden der Parlamentsparteien unterstützen sollen, erklärte Katzian. Die Reaktion von Industrie-Chef Georg Kapsch folgte prompt: "Einmal mehr schürt die Gewerkschaft Ängste, für die es keinerlei reale Grundlage gibt, und führt die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer damit bewusst in die Irre."

Schlechte Voraussetzungen für eine Lösung in der Arbeitszeitfrage. Doch auch beim Mindestlohn sind längst nicht alle Fragen geklärt. Neben den Anpassungsschritten zur Erreichung der 1.500 Euro machen sich Ökonomen Gedanken über etwaige negative Konsequenzen der Maßnahme Gedanken. Das arbeitgebernahe Forschungsinstitut Eco Austria verweist in einer Untersuchung nun darauf, dass der Mindestlohn mit umgerechnet 10,12 Euro pro Stunde im internationalen Vergleich besonders hoch sei.

Über deutschem Niveau

In Europa liege lediglich Luxemburg über der Schwelle, wobei im Großherzogtum auch das durchschnittliche Lohnniveau über dem österreichischen angesiedelt sei. Gegenüber Deutschland falle der hiesige Mindestlohn um 14,5 Prozent höher aus. Diese Faktoren werden merkliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen, meint Eco Austria in einer Untersuchung.

Es sei davon auszugehen, dass der Mindestlohn die Beschäftigung um etwa 6.000 Arbeitnehmer reduzieren wird, heißt es in der Studie. Zudem würden negative Effekte auf Investitionen und Wachstum auftreten, ohne dass der Konsum steige. Somit sei die Einführung des Mindestlohns aus volkswirtschaftlicher Sicht schädlich und daher abzulehnen, erklärte Tobias Thomas, Direktor von Eco Austria. Dies gelte insbesondere auch vor dem Hintergrund der erschwerten Integration von asylberechtigten Personen in den Arbeitsmarkt. (red, 6.7.2017)