Ein Mann leert am den Briefkasten des Gymnasiums 'Große Schule' in Wolfenbüttel.

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Wolfenbüttel – In den niedersächsischen Hochwassergebieten ist die Lage in der Nacht zum Samstag stabil geblieben. "Bei uns sind keine Brennpunkte dazu gekommen, nichts Neues, Gott sei Dank", sagte eine Sprecherin der Polizei in Hannover. Aus der Einsatzleitstelle in Wolfenbüttel hieß es am Morgen: "Die Nacht war ruhig."

Aus der Einsatzleitstelle in Wolfenbüttel hieß es: "Das Wasser steigt nicht mehr und geht langsam etwas runter." Sollte sich der Trend bestätigen, so würden gegen Mittag die ersten Keller der Wohnhäuser in den Überschwemmungsgebieten ausgepumpt.

Auf dem Weg in Richtung Norden hinterließ das Hochwasser in Niedersachsen vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Besonders betroffen war Wolfenbüttel bei Braunschweig. Dort war am Donnerstagabend Katastrophenalarm ausgelöst worden, der am Freitagnachmittag wieder aufgehoben wurde. In der Altstadt wurden mehrere Häuser evakuiert. 20 Bewohner eines Seniorenheims mussten in Sicherheit gebracht werden.

Rückstauflächen überschwemmt

"Das Wasser zieht sich leicht zurück", sagte ein Polizeisprecher. "Es regnet zum Glück nicht mehr." Alle Rückstauflächen seien überschwemmt. "Keiner konnte in Wolfenbüttel damit rechnen, dass das Wasser mit solch einer Vehemenz kommt", sagte der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen, Karl-Heinz Banse.

In Hannover bezeichnete die Feuerwehr die Lage als stabil. "Wir gehen davon aus, dass die Pegelstände nicht weiter großartig steigen werden", sagte ein Sprecher. Dennoch seien freiwillige Feuerwehren in Alarmbereitschaft versetzt worden. Sollten Deiche brechen, lägen mehr als 3.000 zusätzliche Sandsäcke bereit. Nach Angaben des Sprechers gab es am Freitag "mehrere kleinere Einsätze".

Elbe kaum betroffen

"Die Wassermassen der Oker und der Leine werden im Verlauf des Wochenendes die Aller erreichen", sagte Achim Stolz, Sprecher des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Bei Verden oberhalb von Bremen mündet die Aller dann in die Weser. "Dort wird nach derzeitigen Erkenntnissen nicht mit gravierenden Auswirkungen gerechnet", sagte Stolz. Die Weser könne noch Wasser aufnehmen. Die Elbe sei vom derzeitigen Hochwasser kaum betroffen.

Feuerwehrleute und Helfer klagten an vielen Einsatzorten über Behinderungen durch Schaulustige. "Wir kriegen hier jetzt zusehends eine Gafferproblematik", sagte Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink. Seit Mai gilt es als Straftat, bei Unglücksfällen vorsätzlich Einsatzkräfte zu behindern, die Hilfe leisten wollen. Darauf stehen Geldstrafe oder bis zu ein Jahr Haft.

Die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) besuchte am Freitag die überflutete Domäne Marienburg, einen zur Universität Hildesheim gehörenden Kulturcampus. Der Schaden soll im siebenstelligen Bereich liegen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sicherte den Opfern "unbürokratische Soforthilfe" zu. "Wir sind da guten Willens, aber wir können natürlich auch keine Blankoschecks ausstellen", sagte der SPD-Politiker. (APA, 29.7.2017)