Wenn die Augen weiter sind als der Bauch: Der Weiße Zwerg (rechts unten) verleibt sich so lange Materie seines Partners ein, bis er platzt.
Illustration: Russell Kightley

Prag – LP 40-365 ist die Bezeichnung eines Weißen Zwergs mit einigen interessanten Eigenschaften: Er bewegt sich überdurchschnittlich schnell, hat eine auch für seine Sternenklasse geringe Masse (etwa 14 Prozent der Sonne) und eine ungewöhnliche chemische Zusammensetzung: Wasserstoff, Helium und Kohlenstoff fehlen.

Und genau dieses Eigenschaftenpaket macht ihn zum Kandidaten für die Antwort auf eine astronomische Frage, die erst vor wenigen Jahren aufgeworfen wurde. 2012 wurde nämlich erstmals eine Supernova entdeckt, die nicht ganz dem gewohnten Bild entsprach: Sie war einfach nicht hell genug.

Ia und Iax

Eine "herkömmliche" thermonukleare Supernovae vom Typ Ia entsteht, wenn in einem Doppelsternsystem ein Weißer Zwerg seinem Partner laufend Materie entzieht. Das geht so lange gut, bis ein kritischer Wert, die sogenannte Chandrasekhar-Grenze, erreicht wird und er seine Stabilität einbüßt. Es folgt eine Explosion, die Millionen oder Milliarden Mal heller ist, als es der Stern zuvor war. Zurück bliebt nichts, das einem Stern ähneln würde, nur verwehende Reste.

Supernovae vom Typ Iax, von denen man seit der ersten Entdeckung mittlerweile einige Dutzend identifiziert hat, sind bei weitem weniger imposant. Ihre Strahlkraft ist geringer und die Materie wird mit weniger Wucht ins All geschleudert. Als mögliche Erklärung dafür gilt, dass die Explosion den Weißen Zwerg nicht vollständig zerstört. Es bleibt ein Rest zurück, für den sich die griffige Bezeichnung "Zombie-Stern" eingebürgert hat.

Davongeschleudert

Und genau so ein bislang nur hypothetischer Stern könnte LP 40-365 sein, berichtet die Astronomin Stephane Vennes von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in "Science". Neben seiner geringen Masse und dem Fehlen sonst dominanter Elemente spricht nicht zuletzt seine hohe Geschwindigkeit dafür: Im Szenario einer Iax-Supernova erhält der Rest-Zwerg durch die unsymmetrisch erfolgende Explosion nämlich gewissermaßen einen Stoß. Dieser entreißt ihn seinem Partner und schickt ihn mit hoher Geschwindigkeit auf eine neue Bahn.

Im Fall von LP 40-365 war der "Stoß", der sich laut Vennes' Berechnungen vor 5 bis 50 Millionen Jahren ereignet haben muss, stark genug, um den Zombie-Stern so stark zu beschleunigen, dass er auf seinem neuen Kurs die Milchstraße verlassen wird. (jdo, 21. 8. 2017)