Alpbach – Hat es die Politik rund um den Globus zu bunt mit der Regulierung getrieben? Darüber wurde am Donnerstag bei der Eröffnung der Finanzmarktgespräche in Alpbach diskutiert. Kristina Georgieva, die Chefin der Entwicklungsbank IBRD, die zur Weltbank gehört, hatte ein Beispiel parat. Für viele arme Länder sei es wegen zu starker Regulierung schwer, am Finanzsystem teilzuhaben. So würden wegen der strengen Anti-Terror-Gesetze viele somalische Migranten daran scheitern, Geld nach Hause zu ihren Familien zu schicken. "Weil der Familie dann das Geld fehlt, gehen sie vielleicht wieder in die Piraterie", sagte Georgieva, "und wir erreichen genau das Gegenteil von dem, was wir wollten."

Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling schätzt die Arbeit der Politik in Europa als gelungen ein. "Die Regulierung nach der Krise war erfolgreich", sagte er. Die Banken hätten jetzt doppelt so viel Eigenkapital, das sei wichtig, "denn ich bin mir sicher, dass die Krise zurückkommt", so Schelling. Andreas Dombret, Vorstand bei der Deutschen Bundesbank, hakte ein. "Die Bankenunion ist noch nicht fertig", sagte er. Bei der Abwicklung von Pleitebanken gebe es noch Probleme. Dombret sieht die europäische Ebene gut arbeiten, auf der nationalen hapere es aber. Rainer Voss, ein ehemaliger Investmentbanker, stimmte zu. Die ersten drei Banken, die seit der neuen Regulierung abgewickelt wurden, hätten alle nationalen Ausnahmen in Anspruch genommen.

Voss griff dann auf einen Forrest-Gump-Vergleich zurück. Eine Bankbilanz sei wie eine Schachtel Pralinen, man wisse nie, was darin stecke. Auch Dombret sieht die Bankbilanzen als noch immer deutlich zu groß an. "Wir haben einen sehr großen Bankensektor und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er schrumpft." (sat, 1.9.2017)