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Neben Sushi sind Japans Aktien gerade en vogue.

Foto: Reuters / Kim Kyung-hoon

An Japans Börse wird zum Einstieg nicht geklingelt. Doch als solches Signal entpuppte sich die Ankündigung von Premierminister Shinzo Abe Ende September, das Parlament vorzeitig neu wählen zu lassen. Daraufhin ließen vor allem ausländische Anleger viel Kapital an die Tokioter Börse strömen: Sie erwarteten einen Wahlsieg von Abe und damit die Fortsetzung der Abenomics-Strategie. Ihre ultralockere Geld- und Haushaltspolitik soll die Deflation verscheuchen und treibt die Aktienkurse hoch.

Der Nikkei als Japans bekanntester Aktienindex legte mit 16 Plustagen in Folge die längste Gewinnserie seiner Geschichte hin und stieg auf den höchsten Stand seit Jänner 1992. Zur Erinnerung: Damals war gerade der Roman "Rising Sun" (deutsch: Nippon Connection) erschienen.

Darin warnte Autor Michael Crichton vor einer japanischen Verschwörung gegen die USA. Was für das damalige Publikum völlig plausibel war, ist heute nur noch schwer nachzuvollziehen. Vielmehr sorgte Japan in den darauffolgenden zwanzig Jahren mit seinen ständig steigenden Schulden und tief fallenden Aktienkursen für Schlagzeilen rund um den Globus.

Zehn-Jahres-Hoch

Doch nun erlebt Japans Wirtschaft ein Comeback und der japanische Aktienmarkt eine Renaissance. Nicht nur der technologielastige Nikkei meldet sich zurück, auch der breiter gefasste Topix-Index kletterte jüngst auf ein Zehn-Jahres-Hoch. Erstmals seit Jahren setze eine breite Mehrheit von Anlegern und Analysten Japan ganz oben auf ihre Kauflisten, schreibt Bloomberg. So hält der Investmentdirektor der Capital Group, Christophe Braun, die Bewertungen japanischer Aktien für "historisch günstig".

Zu der Rally hat sicher auch die japanische Notenbank mit ihren extrem hohen Käufen von Anleihen und Aktien beigetragen. In nur viereinhalb Jahren erwarb sie mehr als 40 Prozent aller japanischen Staatsanleihen und wendete dadurch die Gefahr einer Schuldenkrise ab.

Aber Japans Wirtschaft läuft auch wegen der ausgezeichneten Weltkonjunktur auf Hochtouren und ist inzwischen sieben Quartale in Folge gewachsen. Das gab es zuletzt zwischen 1999 und 2001. Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose kürzlich auf 1,5 Prozent Wachstum in diesem Jahr angehoben.

Als zyklischer Aktienmarkt werde Japan derzeit von starken Exporten und seinem großen Industriesektor angetrieben, sagt Cedric Spahr von der Schweizer Bank J. Safra Sarasin. Pro Kopf sei Japans Wirtschaft bereits seit 2009 stärker gewachsen als die US-Wirtschaft. Trotz sinkender Bevölkerung deute dies auf eine steigende Produktivität hin, erklärt Spahr.

Höhenflug und Comeback

All dies lässt die Gewinne der Unternehmen in lichte Höhen steigen. Jonathan Garner vom Brokerhaus Morgan Stanley erwartet für die 2000 größten Unternehmen im heurigen Geschäftsjahr einen Ertragsanstieg um zehn Prozent auf einen historischen Höchstwert. Beispiel Sony: Das Ergebnis soll auf den Rekord von 4,8 Milliarden Euro zulegen.

Vor fünf Jahren fiel noch ein Rekordverlust von 3,9 Milliarden Euro an. Er habe ein "Comeback vom Tiefststand" geschafft, jubelte Konzernchef Kazuo Hirai. Eine ähnliche Gewinnwende gelang dem Rivalen Panasonic. Ihre Erfolge basieren auf der Abkehr von der Verbraucherelektronik und der Neuerfindung als Zulieferer – bei Sony sind es Bildsensoren für Smartphones und bei Panasonic Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos.

Allerdings müssen die Aktionäre japanischer Unternehmen mit der Gefahr aus Nordkorea leben: Das Kim-Regime dürfte noch einige Raketen testen und damit neues Säbelrasseln in der Region auslösen. Das könnte die Aktienkurse in Japan auch kräftig belasten. (Martin Fritz aus Tokio, Portfolio 2017)