Brüssel/London – Der Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, drängt darauf, beim Brexit durch ein Freihandelskommen die drohenden Zusatzkosten im Handel zu halbieren. Denn insgesamt dürfte der Brexit durch wachsende Handelskosten in Großbritannien und den anderen 27 EU-Ländern ohnedies erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten.

In Großbritannien übersteigt dieser Schaden – ohne Gegensteuerung via Freihandel – bei weitem die Einsparungen durch den entfallenden Nettobeitrag zum EU-Haushalt, meint ein neues Papier des Forschungsnetzwerks EconPol, das am deutschen ifo-Institut entstanden ist und am Sonntag bekannt geworden ist.

"Der Brexit kennt nur Verlierer"

Wenn der Handel künftig auf Basis von WTO-Regeln erfolgt, würden diese Summen für Großbritannien auch bei Wegfall jeglicher Beiträge zum EU-Haushalt immer noch 16 Milliarden Euro pro Jahr betragen. "Der Brexit kennt nur Verlierer", erklärte der ifo-Präsident dazu am Sonntag in einer Aussendung. Denn für die EU summierten sich die Verluste durch Wegfall des britischen Nettobeitrags und wachsende Handelskosten auf rund 44 Milliarden Euro pro Jahr.

Bei einem Freihandelsabkommen dagegen könnten die durch die Beeinträchtigung des Handels entstehenden Zusatzkosten mehr als halbiert werden", so Fuest. Die Gesamtverluste für die EU würden auf 27 Milliarden Euro sinken, für Großbritannien würde der entfallende Nettobeitrag zum EU-Haushalt die wachsenden Handelskosten etwa ausgleichen. "Bei den Verhandlungen muss es daher darum gehen, die wirtschaftlichen Verluste durch Handelsbarrieren möglichst klein zu halten, durch ein umfassendes Freihandelsabkommen", betont der ifo-Chef. (APA, 3.12.2017)