5.300 minderjährige Flüchtlinge gelten in Deutschland als vermisst – Behörden vermuten die Kinder und Jugendlichen großteils bei Verwandten oder Bekannten.

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Laut aktuellen Zahlen des deutschen Bundeskriminalamts (BKA) ist die Zahl vermisster minderjähriger Flüchtlinge in Deutschland stark zurückgegangen: Während vor einem Jahr noch mehr als 8.300 vermisst wurden, sind es aktuell 5.300. Viele seien wieder aufgetaucht, außerdem seien doppelte Registrierungen aufgeklärt worden, heißt es in dem Bericht. Auch der allgemeine Rückgang ankommender Flüchtlinge spiele eine Rolle.

Einen kriminellen Hintergrund schließen die Beamten in den meisten Fällen aus: "Konkrete Erkenntnisse, dass ein Teil der zu Jahresbeginn vermissten minderjährigen Flüchtlinge Kriminellen in die Hände gefallen sein könnte, liegen im Bundeskriminalamt nicht vor", zitiert die "Neue Osnabrücker Zeitung" die Behörde. Stattdessen würden viele Kinder und Jugendliche aufbrechen, um Verwandte oder Bekannte in anderen deutschen Orten oder im Ausland zu suchen. Wenn sie dort angekommen seien, gebe es oft keine Rückmeldung.

Rückgang in Österreich

In Österreich werden aktuell laut Kompetenzzentrum für abgängige Personen (KAP) im Bundeskriminalamt 645 minderjährige Nicht-EU-Bürger vermisst. Das sind 58 abgängige Personen weniger als noch im Dezember 2017. Im Jahresvergleich gab es ebenfalls einen Rückgang, denn am 1. Jänner 2017 wurden 679 minderjährige Nicht-EU-Bürger als abgängig registriert.

Von Jänner 2015 bis Ende 2017 ist es laut KAP bei den abgängigen minderjährigen Nicht-EU-Bürgern zu einem Anstieg von etwa 111 Prozent gekommen. Grund dafür sind laut KAP die anhaltenden Flüchtlingsbewegungen innerhalb Europas.

"Bis dato", hält das KAP in einem Bericht fest, "liegen keine dokumentierten Fälle von Menschenhandel oder Ausbeutung zum Nachteil abgängiger minderjähriger Fremder in Österreich vor." In dem Bericht steht zudem, dass auch jene als abgängig gelten, die sich aus der staatlichen Versorgung entfernen, um beispielsweise zu Verwandten in ein anderes Land weiterzureisen.

Menschenrechtsorganisationen weisen hingegen immer wieder darauf hin, dass minderjährige Flüchtlinge potenzielle Opfer von Menschenhändlern oder Pädophilenringen seien. (red, 8.1.2018)