Donald Trump hielt am Freitag in Davos eine Rede.

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Davos – Bevor Donald Trump loslegen konnte, musste er die minutenlange Einlage einer Kapelle über sich ergehen lassen. Der US-Präsident lauschte geduldig der schräg klingenden Darbietung. Dann ergriff Trump beim Weltwirtschaftsforum das Wort und setzte den Schlusspunkt unter das Treffen der Reichen und Mächtigen am Freitag.

Seit Beginn des Forums am Dienstag im Schweizer Davos schwirrten die Spekulationen über Trumps Auftritt herum: Wird er wieder Kante zeigen, attackieren und provozieren? Oder kann er sich mäßigen und sein Publikum ein Stück auf seine Seite ziehen? Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Trump schlug streckenweise sogar versöhnliche Töne an.

Zurückhaltende Aussagen

Gleich zu Beginn versicherte er dem Führungspersonal der Globalisierung: Er sei gekommen, um gemeinsam eine "bessere Welt" zu schaffen. Jedes Kind solle "ohne Gewalt, Armut und Angst" aufwachsen. Zum Schluss seiner kurzen Rede nahm er das Thema wieder auf und beschwor "eine bessere Welt für jeden". Und Trump relativierte sogar sein eigenes Motto "America first". Er beteuerte: "Amerika zuerst bedeutet nicht Amerika allein."

Der US-Präsident hat selbst eine Rückkehr seines Landes zum transpazifischen Handelsabkommen TPP nicht ausgeschlossen. Die USA werde über Freihandelsabkommen mit vielen Ländern nachdenken, darunter auch mit den TPP-Ländern. "Vielleicht auch als Gruppe", fügte Trump an.

Kanada und Japan hatten ja angekündigt, dass das Abkommen zwischen elf pazifischen Ländern im März unterzeichnet werden soll.

Einladung zur Investition

Trump kündigte allerdings auch eine harte Linie bei der Überwachung der Regeln für den Freihandel an. "Wir werden nicht länger wegsehen", sagte Trump. "Wir können keinen fairen und freien Handel haben, wenn einige Länder die Regeln brechen."

Waren das die Worte des nationalistisch gesinnten, aggressiven Staatschefs der USA, der sein Militär aufrüstet und einem anderen Mitgliedsland der Vereinten Nationen mit der totalen Zerstörung droht? So ganz wollte Trump dann doch nicht auf sein vertrautes Vokabular verzichten.

Die USA würden die "teuflische Ideologie" von "Schurkenstaaten" entschlossen bekämpfen. Die USA und ihre Alliierten würden die "Killer" der Terrormiliz "Islamischer Staat" restlos besiegen, und von seinem Ziel, ein Nordkorea ohne Atomwaffen zu schaffen, werde er nicht ablassen.

Glänzende Zukunft

Zwischendurch holte Trump immer wieder zum dick aufgetragenen Selbstlob aus. Seit seinem Amtsantritt gehe es den USA so gut wie schon seit Jahrzehnten nicht. "Amerikas Zukunft war niemals glänzender." Die Steuern runter, die Bürokraten entmachtet, die Arbeitslosigkeit auf einem historischen Tief, die Aktienmärkte auf einem historischen Hoch, und das alles geschaffen von amerikanischen Händen und Köpfen.

"Wir haben die besten Arbeiter und die besten Universitäten in der Welt", prahlte Trump. Dann pries er den Standort USA an und appellierte an die Wirtschaftsbosse: "Jetzt ist die perfekte Zeit, um Investitionen zu machen."

Neues konnte dem US-Präsidenten auch der Chef des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, mit seiner trockenen Art nicht entlocken. Beim Plausch auf der Bühne des Forums wollte der deutsche Professor von Trump mehr über die Steuerreform in den USA erfahren – und löste nur noch mehr Trump'sches Selbstlob aus.

Laute Kritik an Trump auf dem Forum? Weitgehend Fehlanzeige. Einer der wenigen, die es dann doch wagten, war der US-amerikanische Investor George Soros. Die Regierung seines Milliardärkollegen Trump sei eine "Gefahr für die Welt", warnte Soros.

"Schweizer reicher gemacht"

Trump, Trump, Trump. Seit er am Donnerstag mit seinem Riesentross in dem verschneiten, schwer bewachten Alpenort eingerückt war, drehte sich alles nur noch um ihn. Im Davoser Kongresszentrum zog er alle Blicke auf sich, er lachte, flachste, gab Autogramme, posierte für Videos, schwärmte von "Big Storys" und lobte die Schweiz als "fantastisches" Land.

Der Mann aus dem Weißen Haus fand am Morgen vor seiner Rede noch Zeit für zwei andere Präsidenten: Zuerst traf Trump auf Paul Kagame aus Uganda. Danach war der Schweizer Bundespräsident Alain Berset an der Reihe. "Ich habe die Schweiz noch reicher gemacht", brummte Trump. Was er damit meinte? Vom US-Boom profitierten die helvetischen Firmen, die in seinem Land investieren. Der Schweizer Bundespräsident bedankte sich artig: Er und Trump hätten ein "exzellentes Gespräch" geführt und wollten die "exzellente Freundschaft" beider Länder vertiefen.

Trotz der gegenseitigen Beteuerungen: Lange mochte Trump in der Schweiz nicht mehr verweilen. Kurz nach seiner Rede verschwand Trump in Richtung Airport Zürich, wo der Präsidenten-Jumbo auf ihn wartete. (Jan Dirk Herbermann, 26.1.2018)