Hannes Kartnig soll finanziell wieder auf die Beine kommen.

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Wien – Hannes Kartnig muss den Gürtel enger schnallen. Vor drei Wochen hat er Privatkonkurs angemeldet. Seine Verbindlichkeiten in Höhe von 8,8 Millionen Euro wird er in der Insolvenz nur zu einem kleinen Teil abstottern: Zwei Prozent hat er im Zahlungsplan angeboten. In den kommenden Jahren wird der frühere Präsident des Fußballklubs Sturm Graz finanziell keine großen Sprünge machen, was ihn nach eigenen Angaben nicht allzu sehr stört.

In einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" sagte er: "Ich habe ja alles gehabt, alles schon erlebt, ich brauche keinen Flieger, kein Schiff, keine Opernredoute mehr, ich bin da gesättigt." Allerdings hat Kartnig durchaus eine Perspektive. Nach fünf Jahren kann er wieder voll auf seine Pension oder ein allfälliges aktives Einkommen zugreifen. Die Schulden sind dann getilgt, obwohl nur zwei Prozent davon bedient werden. Das verdankt der Steirer einer Gesetzesänderung, die im November in Kraft getreten ist. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Privatpleitiers sieben Jahre bis aufs Existenzminimum abgeschöpft. Und die Restschuldbefreiung wurde nur erreicht, wenn am Ende die Gläubiger ein Zehntel ihrer Forderungen zurückerhielten. Kein Wunder, dass Kartnig nach den neuen Regeln Konkurs angemeldet hat.

Zuwarten mit der Insolvenz

Viele andere Personen haben ebenfalls mit der Insolvenz zugewartet. Das zeigt sich anhand der neuen Daten für Jänner, die vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) ausgewertet wurden. Mit 889 Fällen lagen die Anträge um zwei Drittel über dem Niveau des Vorjahresmonats. Auch der von den Privatpleiten betroffene Schuldenstand ist merklich gewachsen: 109,4 Millionen Euro an Passiva haben sich allein im Jänner angesammelt – der langjährige monatliche Durchschnitt liegt bei 85 Millionen.

Im AKV spricht man von einem "dramatischen Anstieg": Es seien vor allem gescheiterte Unternehmer, die dank des neuen Regimes auf raschere Entschuldung setzen. Auch wenn Kartnig mit der Schuldenhöhe herausragt, gebe es doch zahlreiche andere Pleitiers mit Verbindlichkeiten von ein bis zwei Millionen Euro. Erst kürzlich hat der frühere Chef eines insolventen steirischen Spediteurs Privatkonkurs mit 2,9 Millionen Euro Schulden angemeldet. Diese Summen liegen deutlich über dem Obligo "echter" Privatpersonen, die im Durchschnitt mit rund 60.000 Euro in der Kreide stehen.

Anstieg der Passiva erwartet

Angesichts der Jännerzahlen schließt der AKV bereits auf einen deutlichen Anstieg der Passiva im Jahr 2018. Und das nicht nur im Vergleich zu 2017, als die Aussicht auf eine für die Schuldner bessere Regelung zu einem deutlichen Rückgang der Privatkonkurse geführt hat, sondern auch in Relation zu 2016. Damals lagen die mit den Insolvenzen verbundenen Schulden bei etwas mehr als einer Milliarde Euro. Auch der Kreditschutzverband rechnet mit einem Anstieg der Privatkonkurse um rund 40 Prozent auf 9.300 Fälle.

Aus Sicht der Schuldnerberater liegt genau in dem Zuwachs der Sinn der Sache. Die Reform habe darauf abgezielt, in Schieflage geratenen Personen einen Neustart zu ermöglichen. Gerechnet wird zudem damit, dass die Pleiteanträge wieder abflachen werden. (Andreas Schnauder, 7.2.2018)