Wie gelingt es, ständige Erreichbarkeit damit in Einklang zu bringen, sodass man einen freien Kopf für neue Ideen hat und weiterhin glücklich im Job ist?

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Das Zauberwort heißt Flexibilität. "Man muss sich immer wieder damit auseinandersetzen. Auch wenn man sich manchmal denkt – nicht schon wieder was Neues", sagt Angela Teml, bei Nestlé in Österreich mittlerweile für die Unternehmenskommunikation verantwortlich, obwohl sie im Export begann. An ihrem Beispiel könne man sehen, welch unterschiedliche Karrierewege möglich seien – "wenn man das will."

Platz genommen hat sie auf dem Sofa beim Jobtalk der Uni Wien. Die Frage, ob bzw. wie Innovation eine Chance für Berufseinsteiger sein kann, durften zunächst Führungskräfte beurteilen, nach 30 Minuten dann der Wechsel zu den Juniors.

Konkurrenz durch Start-ups

Obwohl die Branchen dabei ganz unterschiedliche waren, zeigten sich viele Gemeinsamkeiten, was den Stellenwert und Umgang mit Innovation angeht. Im Umbruch sind alle vertretenen Unternehmen – und zwar ständig, versichern die Vertreter.
Von gestiegener Geschwindigkeit, Transparenz und Anforderungen kann etwa Jelena Petraschek-Milojkovic, bei Shire für Qualitätskontrolle und Compliance zuständig, berichten – und das obwohl sie erst vier Jahre im Unternehmen ist. Kommunikation passiere zum Teil nur auf digitaler Ebene. Daraus würden sich wiederum Fragen bezüglich der Work-Life-Balance ergeben: Wie gelingt es, ständige Erreichbarkeit damit in Einklang zu bringen, sodass man einen freien Kopf für neue Ideen hat und weiterhin glücklich im Job ist?

"Erfolg wurde noch mit den Fensterachsen des Einzelzimmers gemessen", erinnert sich Helmut Kröger an seine Anfangszeit im Bankensektor. Mit Work-Life-Balance war da nicht viel – und die zahlreichen anderen Veränderungen, die das Bankenwesen noch immer nachhaltig prägen, sind damit noch nicht einmal angesprochen. "Da muss in Zukunft noch viel mehr passieren", sagt der für Finanzinstitutionen und Länderanalysen zuständige Kröger in Hinblick auf Konkurrenz durch Fintechs.

Programmiersprachen gefragt

Die Unternehmensvertreter sind sich auch darin einig, dass fehlende Innovation durchaus mit Jobeinsteigern importiert werden kann. Was müssen solche Ideenbringer alles können?
Als er damals auf Jobsuche war, seien osteuropäische Sprachen schwer gefragt gewesen, erinnert sich Kröger. Heute suche er Leute, die Programmiersprachen können, weil das auf ein bestimmtes Denkmuster schließen lasse. "Und da spreche ich nicht von IT-Jobs. Da ist das ohnehin Pflicht." Große Zustimmung in der Runde – alle sind auf der Suche nach Jungen, die etwas von IT verstehen, "aber nicht nur, wie man ein Smartphone verwendet", sagt Kröger.

Das unterschreibt auch Michael Bilina, der bei der Allianz für das Recruiting zuständig ist und die Anforderungen an Jobeinsteiger deswegen besonders gut kennnt. An sie hat er einen Wunsch: "Bitte traut euch mehr bei euren Bewerbungen", sagt er zum Publikum. Ein kurzes Video oder andere Formulierungen als "hiermit bewerbe ich mich für XY" schlägt er etwa vor.

Perfomance auf Instagram

Ob die am Podium vertretenen Berufseinsteiger aus der Reihe getanzt sind, haben sie nicht verraten. Vom Arbeitgeber wünschen sie sich vor allem spannende Inhalte bearbeiten zu dürfen. Ob der Betrieb eine tolle Performance auf Instagram hinlegt, sei hingegen nicht so wichtig, sagt Tobias Himmelbauer von der RBI.

Astrid Kindler, Trainee bei Shire, sieht das ganz ähnlich. Und Flexibilität sei dabei für sie nicht nur eine Anforderung von oben, sondern auch ein Wert, den sie in der Arbeit an sich gerne lebt. Der Wechsel in unterschiedliche Unternehmenbereiche begünstigt das.
Passend zu den zuvor von der Führungskräften angesprochenen flacheren Hierarchien, haben die drei Juniors keine Ziele bezüglich bestimmter Führungspositionen. Für Jasmin Schindl, bei Nestlé im Recruiting tätig, ist da eine gute Zusammenarbeit im Team und das ständige Weiterbilden wichtiger. Deshalb sei ihr nächstes Ziel zunächst auch, den Master abzuschließen. (Lara Hagen, 29.3.2018)