Prag – Tschechien will laut einem Medienbericht vor einem möglichen Euro-Beitritt eine Ausnahme aushandeln, um nicht für griechische Schulden haften zu müssen. Für diese Forderung wolle der geschäftsführende Ministerpräsident Andrej Babis andere Nicht-Euro-Länder als Verbündete gewinnen, berichtete die Zeitung "Hospodarske noviny" am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf Regierungskreise.

Demnach würden auf Tschechien bei einem Euro-Beitritt bis zu 22 Mrd. Kronen, umgerechnet rund 865 Mio. Euro, an Garantien für Griechenland entfallen.

Umwandlung des Rettungsschirms

In der EU wird über eine Umwandlung des Rettungsschirms ESM, der Euro-Krisenländer wie Griechenland mit Krediten stützt, in einen Europäischen Währungsfonds diskutiert. Dafür ist Einstimmigkeit erforderlich, was Tschechien nutzen könnte, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, wie die Zeitung schreibt. Der tschechische Staatssekretär für Europa-Angelegenheiten, Ales Chmelar, sagte dem Blatt: "Es ist für uns schwer, eine Debatte über den Euro-Beitritt zu führen, solange wir nach einem Beitritt automatisch für Entscheidungen haften sollen, an denen weder die tschechischen Bürger noch tschechische Politiker beteiligt gewesen sind."

Kein Datum für Euroeinführung

Tschechien hat sich bis heute kein Datum für die Einführung des Euro gesetzt, obwohl sich das Land mit dem EU-Beitritt 2004 grundsätzlich zu diesem Schritt verpflichtet hatte. "Es wäre nicht gut, wenn der tschechische Steuerzahler für griechische Schulden bezahlen müsste", hatte Präsident Milos Zeman bereits vor einem Jahr gesagt. Umfragen zufolge wollen mehr als 70 Prozent der Bürger an der tschechischen Krone als Landeswährung festhalten.

Griechenland zuversichtlich

Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras ist indes zuversichtlich, dass das hoch verschuldete Land ab August finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen kann. "Wir sind auf der Zielgeraden", sagte Tsipras am Montag in seinem Ministerrat. In den kommenden Monaten müsse jedoch noch viel Arbeit geleistet werden.

Die Griechen dürfen jetzt nicht nachgeben: "Die letzten Meter des Marathons sind die schwierigsten", fügte Tsipras hinzu.

In den kommenden wenigen Monaten muss Athen noch zahlreiche Bedingungen erfüllen, vor allem Privatisierungen. Das dritte Hilfspaket für Griechenland seit 2010 in Höhe von bis zu 86 Milliarden Euro läuft im August 2018 aus. Athen hofft, bis dahin das nötige Vertrauen an den Finanzmärkten zurückgewonnen zu haben, um sich wieder eigenständig Kapital beschaffen zu können. (APA, 3.4.2018)