Künstlerische Darstellung einer Protoplaneten-Kollision. Bei einem solchen Ereignis ist einer verbreiteten Theorie zufolge der Mond entstanden.

Illustration: NASA/JPL-Caltech

Lausanne – Als am 6. Oktober 2008 ein Meteorit über dem Sudan niederging, konnte niemand ahnen, welche Informationen darin stecken würden. Sensationell war der Einschlag aber schon damals: Erstmals war der Eintritt eines Asteroiden in die Erdatmosphäre korrekt vorausberechnet worden.

Wissenschafter bargen seither hunderte Fragmente des nach der Fundstelle benannten "Almahata Sitta Meteoriten" (der Asteroid trägt den Namen 2008 TC3) in der nubischen Wüste. Schon frühere Berechnungen ergaben, dass 2008 TC3 einst von einem viel größeren Objekt abgesprengt worden sein dürfte. Auch zeigte sich, dass die Meteoritenteile auffällig viel Kohlenstoff in Form von Graphit und Diamant aufweisen.

Ungewöhnliche Diamantkristalle

Nun haben Forscher um Farhang Nabiei von der Eidgenössischen Technische Hochschule Lausanne eine Probe davon umfassend analysiert und kommen im Fachblatt "Nature Communications" zu einem erstaunlichen Ergebnis: Sie fanden Hinweise auf einen Protoplaneten aus dem frühen Sonnensystem.

Die Untersuchungen brachten Diamantkristalle von bis zu 100 Mikrometern Größe ans Licht, in denen sich Einschlüsse aus Eisensulfiden, Chromverbindungen und metallreichen Phosphaten fanden. Diese Konstellation kann sich nur unter extrem hohem Druck gebildet haben – die Forscher sprechen von mehr als 20 Gigapascal und schließen damit aus, dass die Diamanten beim Einschlag des Meteoriten auf die Erde entstanden sind.

Planetarer Ursprung

Woher aber stammen sie dann? Nabiei und Kollegen haben eine konkrete Vermutung: Die ungewöhnlichen Diamantkristalle könnten sich im Inneren eines Protoplaneten im frühen Sonnensystem gebildet haben. Ihren Berechnungen zufolge müsste dieses Objekt Merkur- bis Marsgröße besessen haben – ehe es durch Kollisionen zerstört wurde und ein Teil schließlich 2008 die Erde erreichte. "Unsere Studie liefert überzeugende Hinweise dafür, dass der Ausgangskörper ein großer Protoplanet war, der später komplett zerstört wurde", schreibt Nabiei.

Dass es in der turbulenten Anfangszeit des Sonnensystems solche Planetenvorläufer gab, wird weithin angenommen: Gängigen Theorien zufolge bildeten sich einst dutzende Protoplaneten, die im Lauf der Jahrmilliarden teils ein gewaltsames Ende fanden. So wird etwa angenommen, dass der Mond durch den Zusammenprall eines Protoplaneten in der Größe des Mars (Theia) mit der Protoerde entstand. (red, 19.4.2018)