Schnell, komfortabel und sicher soll das Bezahlen der Zukunft sein – wofür Bargeld wohl nur bedingt geeignet erscheint.

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Wien – Die Welt des Bezahlens ist seit Jahren in Bewegung, von jungen Start-ups bis zu etablierten Konzernen versuchen Anbieter neue Lösungen an den Markt zu bringen. Einer der eher größeren Vertreter ist der US-Konzern First Data, der mit dem neuen Bezahlsystem Clover für kleinere und mittelständische Händler und Firmen künftig in auch Österreich und Deutschland reüssieren will. Dabei handelt es sich um Geräte mit Touchscreen, die am Point of Sale unterschiedliche Bezahllösungen wie Karte oder Smartphone unterstützen und sich mittels diverser Apps individuell gestalten lassen.

Das System dahinter ist auch für Onlineshops geeignet und bietet weitere Funktionen für Händler, etwa einfache Kundenbindungsprogramme. "Es geht um das Verheiraten verschiedener Absatzkanäle, um die Customer-Journey so einfach wie möglich zu gestalten", erklärt der Österreich-Chef von First Data, Oliver Lohmüller-Gillot. "Das eröffnet dem Handel Chancen." Produktinformation, Kauf, Bezahlung und Warenübegabe werden ihm zufolge künftig auch vermehrt an unterschiedlichen Orten stattfinden.

Keine Schlangen vor der Kassa

Beim Bezahlen haben Händler und Kunden stets dieselben Interessen, nämlich keine Schlangen vor Kassen: "Der Kunde will ein Einkaufserlebnis haben, das soll sich bis zum Check-out fortsetzen", hebt Lohmüller-Gillot hervor. Schnell muss es also sein, ebenso intuitiv, komfortabel und vor allem sicher. Deshalb erlaubt First Data zwar auch Drittanbieter im eigenen App-Store, prüft jedoch deren Anwendungen vor der Veröffentlichung auf Herz und Nieren – und Sicherheitslücken.

Zunächst gibt es die Geräte, deren großflächiger Roll-out im zweiten Halbjahr erfolgen soll, in einer stationären und einer mobilen Variante. Für nächstes Jahr ist geplant, dass sich als drittes Gerät noch eine Registrierkasse dazugesellt. Der verpflichtende Einsatz von Registrierkassen in Österreich habe übrigens zu merklich weniger Barzahlungen geführt, ebenso wie der Trend zu kontaktlosen Kartenzahlungen, der hierzulande besonders stark ausgeprägt sei.

Kontaktloses Österreich

"Das merkt man deutlich. Da ist Österreich den Deutschen weit voraus", sagt Lohmüller-Gillot. Er sollte es wissen, schließlich ist der Deutsche auch Geschäftsführer der in Bad Homburg ansässigen First Data Telecash und pendelt regelmäßig zwischen beiden Ländern. Zudem ist das Zahlungsverhalten Lohmüller-Gillot zufolge auch eine Frage der Generationen: "Wer digital großgeworden ist, steht den neuen Möglichkeiten viel aufgeschlossener gegenüber."

Generell verändere sich der Zahlungsverkehr laufend, wobei es sich für Lohmüller-Gillot um eine Evolution statt um eine Revolution handelt. Wohin die Reise gehen wird? "Es werden sich viele Zahlungsarten ergeben – welche sich durchsetzt, müssen wir noch schauen."

Eine der neuen Möglichkeiten ist übrigens auch das anonyme Auswerten von Kundendaten. "Big Data ist für uns ein Riesenthema", erklärt Lohmüller-Gillot. Aus den Daten ließen sich ökonomische Hochrechnungen erstellen, was wiederum der Unterstützung der Händler dienen könne. "Dabei ist Datenschutz für uns eine heilige Kuh", hebt er hervor.

Auch die deutsche Firma Wirecard mischt im Zahlungsverkehr mit – und sagt nicht nur das Ende der Kassa im Einzelhandel binnen fünf bis zehn Jahren voraus, sondern auch jenes von Kartenzahlungen. "Sie können künftig direkt mit dem Smartphone zu einem Produkt gehen, das Produkt scannen und am Regal bezahlen", erwartet Vorstandschef Markus Braun. Die Digitalisierung im Zahlungsverkehr steht ihm zufolge nämlich noch ganz am Anfang. (Alexander Hahn, 21.4.2018)