Wien/Salzburg – Der Einfluss des Gesundheitssektors auf den Klimawandel ist beträchtlich. Für Österreich bezifferten Forscher den Anteil am nationalen Klimafußabdruck mit rund 4,3 Prozent. "Den größten Brocken macht die Beschaffung der Arzneimittel aus", sagte Ulli Weisz von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, die den Zwischenstand ihrer Arbeit beim Österreichischen Klimatag in Salzburg vorstellte.

Im Rahmen des Forschungsprojekts "Health Footprint – Carbon Footprint des österreichischen Gesundheitssektors" berechneten Wissenschafter des Instituts für Soziale Ökologie der Boku, des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung und von Gesundheit Österreich (GÖG) zum ersten Mal den Klimafußabdruck des österreichischen Gesundheitssektors. Die Ergebnisse sollen die empirische Grundlage für eine zukünftige Klimastrategie des Sektors sein.

Der Gesundheitssektor sei in Österreich für 10,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verantwortlich. "Dennoch ist er in der österreichischen Klimastrategie noch kein Thema", erklärte die Wissenschafterin. Erste Zwischenresultate beziffern allein den Anteil des öffentlichen Gesundheitssektors am nationalen Klimafußabdruck mit etwa 4,3 Prozent.

Medikamentenproduktion und Treibhausgase

Trotz steigender Ausgaben zeige der "Carbon Footprint" dieses Bereichs im Betrachtungszeitraum der vergangenen 15 Jahre aber einen rückläufigen Trend. "Er folgt damit den österreichischen Treibhausgasemissionen, die bis 2014 ebenfalls gesunken sind, seither aber wieder ansteigen", sagte Weisz. Die Vermutung liege nahe, dass der Gesundheitssektor auch diesen Trend mitmache, genau wisse man das aber noch nicht.

Zugenommen hat auch das private Verkehrsaufkommen im Gesundheitsbereich, also Fahrten, die Patienten, deren Angehörige und Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen mit ihren Autos, Taxis oder im öffentlichen Verkehr unternehmen. Verglichen wurden diese Daten mit Patiententransporten, die von Rettungsdiensten durchgeführt werden. "Diese steigen zwar auch leicht, sind aber viel geringer als das private Verkehrsaufkommen", betonte Weisz.

Die größten Einsparungspotenziale aber biete der Arzneimittelbereich. In der Produktion der Medikamente würden die meisten Treibhausgase der vom Gesundheitssektor konsumierten Produkte freigesetzt. Die erfolgreichsten Strategien zur Verringerung des Fußabdrucks sieht Weisz im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention. Das Forschungsprojekt "HealthFootprint" läuft noch bis zum Frühjahr 2019. Gemeinsam mit Experten aus Politik, öffentlicher Verwaltung und Gesundheitseinrichtungen sollen Empfehlungen an die Politik entwickelt werden. (APA, 28.4.2018)