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Eine Schifffahrt, die ist lustig ... Für nachhaltige Investoren hört der Spaß bei Kreuzfahrten aber auf.

Foto: dpa / Lukas Schulze

Urlaub auf hoher See. Das Kreuzfahrtschiff wartet im Hafen. Alles blitzt und glänzt. Die Sonne scheint. Der Wind schickt schon eine Brise Meeresluft vorbei. Urlauber gehen an Bord. Versuchen ihre Kabine zu finden. Mehrere Restaurants werden Hunderte von Gästen ein paar Tage lang verköstigen. Sonnendeck. Entertainment rund um die Uhr. Landgänge. Erkundungen in verschiedenen Städten. Immer mehr Menschen wollen das erleben und urlauben auf dem Kreuzfahrtschiff.

Von diesem Traumschiffidyll bleibt eine Menge zurück. Neben der Urlaubsbräune, Souvenirs, Erinnerungen eventuell auch ein paar Kilo mehr auf der Waage. Und: Müll, der nicht selten im Meer entsorgt wird. Crew-Mitglieder, die oft nicht gut entlohnt werden. Diesel, der das Wasser verschmutzt. Auch die Mülltrennung an Bord ist oft ein heikles Thema. Ebenso das Recycling und die Verschrottung ausgedienter Schiffe.

"Schmutzige Branche"

Für Nachhaltigkeitsexperten ist die Schifffahrt – Kreuzfahrten, die zahllosen Containerfrachtschiffen, Tanker und sonstigen Transportschiffe – trotz zahlreicher Abkommen zur Verbesserung der Situation zweifelsohne noch eine schmutzige Branche. Aktien von Reedereien sind bei Nachhaltigkeitsanlegern daher nicht die Favoriten im Depot.

"Uns missfällt, dass neue Technologien im Bereich Antriebstechnik oder der Einsatz von Segeln nicht offensiv angegangen werden", sagt Wolfgang Pinner, Leiter vom Team für Sustainable and Responsible Investment (SRI) der Raiffeisen Capital Management. Ebenso werde die Möglichkeit der Landstromversorgung noch viel zu selten genützt. Viele Häfen würden das bereits anbieten. "Die Stromerzeugung im jeweiligen Land wäre in den meisten Fällen wohl sauberer als durch Aggregate an Bord", sagt Pinner. Positiv merkt Pinner an, dass sich die Schiffsindustrie darauf verständigt hat, den Schwefelgehalt im Schiffskraftstoff, der bis 2012 noch bei 4,5 Prozent lag, ab 2020 stufenweise auf 0,5 Prozent zu senken.

Die Tourismusbranche schneidet bei Nachhaltigkeitsexperten aber in Summe nicht besonders gut ab.

· Hotelketten Der ständige Kostendruck in Hotels führe neben der Beschäftigung von Saisonarbeitern auch zu Niedriglohnangestellten. Besonders in Entwicklungsländern stünden lange Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung auf der Tagesordnung, heißt es in einem Papier der Erste Asset Management. Alles Themen, auf die Nachhaltigkeitsinvestoren bei der Auswahl ihrer Aktien achten. Lobend wird erwähnt, dass Hotels immer öfter darauf achten, Ressourcen schonend einzusetzen – etwa im Bereich Energie, in dem Solarenergie ein größeres Thema wird.

Stärker als andere Branchen ist die Hotellerie von politischen Risiken betroffen. Während des Militärputschs 2014 in Thailand etwa sank die Zahl der Reisenden um 20 Prozent, was zu starken Einbußen bei Hotels geführt hat. Auch der autokratische Führungsstil des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und die Anschläge in Istanbul haben zu massiven Rückgängen bei den Buchungen und damit zu leerstehenden Hotels geführt.

· Fluglinien Mehr als 50 Prozent aller Reisen weltweit werden mit dem Flieger unternommen. Dass hier der Kerosinverbrauch enorm ist, liegt auf der Hand. Die Unternehmen tüfteln jedoch permanent an Effizienzsteigerungen. Leichtere Getränkewagen etwa oder eine Verkürzung der auf dem Boden zurückgelegten Strecke werden als positiver Versuch gewertet, den CO2-Ausstoß zu verringern.

Wer bei seiner Aktienauswahl dennoch auf das Thema Urlaub setzen will, kann sich Buchungsplattformen, Such- bzw. Vergleichsplattformen ansehen. Dazu zählen etwa Unternehmen wie Priceline (Booking.com) und Expedia bzw. Trivago oder Airbnb. Sie alle wachsen rasant.

Vorsicht geboten

Bei der Aktienwahl ist allerdings Vorsicht geboten. Viele Titel haben zuletzt stark zugelegt. Booking Holdings ist in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 220 Prozent gestiegen. Auch Expedia hat in dem Zeitraum ein Plus von mehr als 80 Prozent gemacht. Expedia-Anleger mussten schon mehrere Korrekturen aushalten. Das Buchungsportal Trivago hingegen hat auf Jahressicht 60 Prozent verloren. Auch Tripadvisor schwankt enorm. Auf Fünf-Jahres-Sicht steht ein Minus von zwölf Prozent zu Buche. Mit Urlaubsaktien selbigen finanzieren zu wollen, kann also zum Risiko werden. (Bettina Pfluger, 28.4.2018)