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Eine Berührung des chinesischen Drachen soll Glück bringen. Auf wessen Seite dieses beim Handelsstreit mit den USA liegt, ist offen.

Foto: REUTERS/Jason Lee

Wien – Stahl und Aluminium hat es gleich getroffen. Für hunderte andere Produktgruppen läuft das Prüfverfahren noch. Denn Washington will ja auf 1300 chinesische Produkte mit einem Warenwert von rund 50 Milliarden Dollar (40,94 Milliarden Euro) Strafzölle einheben. Peking drohte mit entsprechenden Gegenmaßnahmen. Die Aussicht, dass Peking seine Märkte stärker für ausländische Investoren öffnet, hat die Lage etwas beruhigt. Nun schickt US-Präsident Donald Trump eine Wirtschaftsdelegation nach China, um eine Einigung zu finden.

Lernprozess läuft

"Wir müssen uns wohl alle noch an die Art gewöhnen, dass Donald Trump als US-Präsident so agiert, wie er es wohl auch als Geschäftsmann gemacht hat", erklärt Martin Lück, Leiter der Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock. Erst werde maximaler Druck aufgebaut, um dann einen Kompromiss zu finden.

Die Ankündigungen von Trump haben aber schon gereicht, um die Märkte zu bewegen. "Die Aktienmärkte sind seit Februar volatiler geworden, seitdem ist die Angst vor Zinserhöhungen im Markt zurück", sagt Lück. In diesem Umfeld würden Investoren Vorkommnisse besonders scharf beobachten und nervöser reagieren.

Daher habe auch die Angst vor einem Handelskrieg das Potenzial, für große Unsicherheit zu sorgen. "Die Welt ist nicht so bilateral, wie Trump sie darstellt", erklärt Lück. Eskaliere der Streit zwischen den USA und China, sei die ganze Welt aufgrund der globalen Wertschöpfungsketten davon betroffen. "Wird Sand in das Getriebe des weltweiten Handels gestreut, wird man das auch spüren", fasst Lück zusammen.

Fakt ist, dass Importzölle auch die US-Konsumenten treffen werden, denn Zölle werden als Kosten in den Produktpreis einfließen. Das werde der Wählerschaft von Trump dann wohl wenig schmecken. Mehr als die Hälfte der US-Importe sind Zwischenprodukte, die in Amerika weiterverarbeitet beziehungsweise finalisiert werden.

Keine Panik

Für Anleger bedeutet das jetzt aber nicht, dass sie panikartig alle Branchen aus dem Depot schmeißen sollen, die von den Spannungen betroffen sein könnten. Ganz im Gegenteil: "Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind noch sehr gut", sagt Lück. Beim weltgrößten Asset-Manager BlackRock würden Aktien daher immer noch übergewichtet. Wer sich etwas vorsichtiger aufstellen möchte, könnte laut Lück anfangen, verstärkt auf Dividendentitel zu setzen, und den Anteil an Large Caps verringern. "Anleger sollten jetzt aber Ruhe bewahren", sagt Lück. Heuer sollte noch ein gutes Jahr für Aktien werden, wenngleich es nicht mehr so spektakulär laufen werde wir das vergangene. "Ich glaube, dass die Kurse am Jahresende jedenfalls höher sein werden, als sie es zu Beginn waren", fasst Lück zusammen.

Dass Trump es auf China abgesehen hat, kommt nicht von ungefähr. Denn China ist für die Hälfte des Handelsbilanzdefizits der USA verantwortlich. 2017 exportierte das Reich der Mitte Waren im Wert von mehr als 500 Milliarden US-Dollar nach Amerika – rund viermal so viel, wie in die andere Richtung floss. "Dazu muss man schon sagen, dass sich China bislang über Markenrechte und geistiges Eigentum hinweggesetzt hat", sagt Christian Nemeth, Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich AG.

Anleihen kommen zurück

Interessant werden für Anleger mittlerweile auch wieder zehnjährige US-Staatsanleihen, die auf eine Rendite von drei Prozent gestiegen sind. Das ist der höchste Stand seit Jänner 2014. Steigende Zinsen schmälern die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren.

Die Kapitalmarktzinsen (also die Renditen an den Anleihemärkten) spielen aber auch für die Entwicklung der Wirtschaft eine große Rolle. Steigen die Renditen, verteuern sich die Kreditkosten für Staaten, Unternehmen, Banken und Private. Das kann negative Folgen für das Wirtschaftswachstum haben. Analysten fürchten daher, dass die Märkte auch aufgrund dieser Situation jetzt wieder nervöser werden. (Bettina Pfluger, 29.4.2018)