Mit Strafzöllen wir der Kuchen für alle kleiner, meint Wifo-Experte Josef Baumgartner.

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Gutes Wetter herrscht derzeit nicht nur aus meteorologischer Sicht: Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat seine Mittelfristprognose von vergangenem Herbst nach oben revidiert. Laut der aktualisierten Fassung wird Österreichs Wirtschaft 2018 um 3,2 statt – wie bisher angenommen – um 2,8 Prozent wachsen.

"Im Laufe des heurigen Jahres wird sich das Wachstum stabilisieren und dann wieder leicht reduzieren", sagt Wifo-Ökonom Josef Baumgartner im Gespräch mit dem STANDARD. Das Institut geht dennoch von einer durchschnittlichen Steigerung von 2,1 Prozent pro Jahr bis 2022 aus.

Rückgang bei der Arbeitslosenquote

Die größte Veränderung im Vergleich zur vergangenen Prognose zeigt sich im Bereich der Arbeitslosen: Noch Ende Oktober hat das Wifo für 2018 eine Arbeitslosenquote von 8,1 Prozent prognostiziert, mittlerweile wurde die Zahl auf 7,7 Prozent nach unten korrigiert. Auch in den kommenden fünf Jahren dürfte die Quote die Acht-Prozent-Marke nicht überschreiten.

Laut Wifo wird der derzeit brummende Wirtschaftsmotor bis inklusive 2019 dafür sorgen, dass die Zahl der Jobs schneller wächst als das Arbeitskräfteangebot. Mit der danach erwarteten Abschwächung der Konjunktur dürfte die Zahl der Personen auf Jobsuche wieder steigen. Hinzu kommt die Öffnung des österreichischen Arbeitsmarkts für Kroaten im Jahr 2020, sagt Baumgartner.

Anteil ausländischer Arbeitskräfte wächst

Dennoch wird der Zuwachs bei der Ausländerbeschäftigung von knapp 47.000 Personen im Jahr 2017 auf 27.000 im Jahr 2022 zurückgehen. Mit der stagnierenden inländischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird der Anteil an ausländischen Arbeitskräften im gleichen Zeitraum von 19,5 auf 23 Prozent steigen und damit rund 80 Prozent des Beschäftigungszuwachses ausmachen.

Zwei wesentliche Faktoren wurden in der Prognose jedoch noch nicht berücksichtigt: In der Berechnung ist das Wifo von der jetzigen politischen und wirtschaftlichen Lage in Österreich, aber auch weltweit ausgegangen. Einige von der Regierung angekündigte Maßnahmen könnten die Prognose noch deutlich beeinflussen: "Die Zahlen sind schwierig darzustellen, wenn man keine Details kennt", sagt Baumgartner dazu.

Sollten etwa der Familienbonus, Lohnsteuersenkungen oder Entlastungen bei Unternehmerabgaben im Prognosezeitraum umgesetzt werden, so würden die verfügbaren Haushaltseinkommen und damit die privaten Konsumausgaben, die Gewinne und Investitionen sowie die Beschäftigung höher und die Arbeitslosigkeit niedriger ausfallen, heißt es in der Prognose.

Auswirkungen von US-Sanktion noch unklar

Die Wifo-Ökonomen gingen in ihrer Berechnung außerdem von einer stärkeren Belebung der heimischen Wirtschaft durch die Vereinigten Staaten aus. Auswirkungen der von den USA angedrohten Strafzölle auf Stahl und Aluminium wurden dabei nicht miteinbezogen. Welche Konsequenzen die Zölle auf die heimische Wirtschaft hätten, ist laut Baumgartner nur "sehr schwer einzuschätzen". Der Ökonom geht davon aus, dass die EU mit Gegenmaßnahmen kontern würde: "Dann wird der Kuchen für alle kleiner."

Dass sich die Produktion durch die Strafzölle wieder in die USA rückverlagern würde, hält der Experte für "illusorisch". Dazu wären internationale Wertschöpfungsketten viel zu komplex: "Die Produktion kann nicht so schnell angepasst werden wie Strafzölle." (Nora Laufer, 4.5.2018)