Merkur, der innerste Planet unseres Sonnensystems, unterscheidet sich deutlich von Venus Erde und Mars. Nun haben Astronomen einen ähnlich mysteriösen Exoplaneten entdeckt.

Foto: Nasa

Aix-en-Provence – Ein internationales Astronomenteam hat vor kurzem einen Exoplaneten um einen sonnenähnlichen Stern erspäht, der deutlich dicher ist als alle bisher jemals entdeckten Felsplaneten. Die Analysen der Forscher um Alexandre Santerne von der französischen Universität Aix-Marseille weisen darauf hin, dass der Exoplanetn damit möglicherweise ähnlich aufgebaut ist wie der Merkur unseres Sonnensystems. Wie diese 340 Lichtjahre entfernte Welt entstanden ist, stellt die Wissenschafter allerdings vor ein Rätsel.

So dicht wie der Merkur

Der Exoplanet K2-229b tauchte 2016 in den Beobachtungsdaten des Weltraumteleskops Kepler auf. Die Messungen enthüllten insgesamt drei Planeten um einen Stern der Spektralklasse K im Sternbild Jungfrau. Während die beiden äußeren Welten keine außergewöhnlichen Funde darstellen, erwies sich der innerste Exoplanet als ungewöhnlich spannend: Bei einem Durchmesser, der nur 20 Prozent über jenem der Erde liegt, ist er rund 2,59 Mal so massiv wie diese. Damit muss er etwa so dicht sein wie der Merkur, schreiben die Astronomen im Fachjournal "Nature Astronomy".

Bisherige Untersuchungen zeigten, dass unser innerster und zugleich kleinster Planet zu 70 Prozent aus einem metallischen Kern besteht, über dem eine vergleichsweise dünne Hülle aus Silikatgestein liegt. Das unterscheidet ihn von allen anderen Felsplaneten des Sonnensystems. Mars Erde und Venus besitzen nämlich eine umgekehrte Zusammensetzung: Der metallische Kern macht rund 30 Prozent aus, der Rest ist Gestein.

Mögliche Szenarien

Warum K2-229b so aufgebaut ist, und damit der bisher gültigen Theorie zur Entstehung von Planeten widerspricht, ist unklar. Das Team um Santerne hat allerdings eine Reihe von Ideen, wie dieser Exoplanet entstanden sein könnte. Möglicherweise – so eine der Thesen – war K2-229b kurz nach seiner Entstehung deutlich größer und wurde durch eine kosmische Katastrophe, etwa durch die Kollision mit einem anderen Objekt, eines Teils seiner äußeren Hülle beraubt.

Eine Rolle könnte dabei auch die große Nähe zum Muttergestirn gespielt haben, denn der Exomerkur kreist in einem Abstand von 0,012 Astronomischen Einheiten um den Stern; das entspricht etwa einem Hundertstel der Distanz zwischen Erde und Sonne. Auch stellare Magnetfeldausbrüche oder Eruption von der Sternoberfläche könnten den Exoplaneten zugesetzt haben. Welches Szenario am wahrscheinlichsten ist, sollen nun weitere Beobachtungen von K2-229b liefern. (tberg, 21.5.2018)