Der Mond war der Erde vor Jahrmilliarden viel näher.

Foto: NASA/JPL/USGS

Madison – Für alle, die sich wünschen, dass der Tag mehr Stunden haben möge, haben Geowissenschafter eine gute Nachricht: Die Tage auf der Erde werden tatsächlich länger. Das liegt daran, dass sich der Mond aktuell um 3,82 Zentimeter pro Jahr von der Erde wegbewegt. Stephen Meyers, Professor für Geowissenschaften an der Universität von Wisconsin-Madison, veranschaulicht das am Beispiel einer sich drehenden Eiskunstläuferin: "Wenn sie ihre Arme ausstreckt, wird die Drehbewegung langsamer."

Meyers hat für seine neue Studie mit Alberto Malinverno die Berechnungsmethoden für die sogenannten Milanković-Zyklen weiterentwickelt, die Muster beschreiben, nach denen die Sonneneinstrahlung auf die Erde schwankte. Dafür wird die astronomische Theorie mit geologischer Beobachtung verbunden, um auf diese Weise auf die geologische und klimatische Vergangenheit der Erde zurückzublicken – im konkreten Fall auch auf ihre Beziehung zum Mond.

Höhere Eigenrotation durch näheren Mond

Offensichtlich ist, dass der Entfernungsprozess des Mondes früher einmal langsamer gewesen sein muss. Denn würde man die 3,82 Zentimeter pro Jahr kontinuierlich zurückrechnen, wäre der Mond vor 1,5 Milliarden Jahren der Erde so nahe gewesen, dass ihn die Gravitationskraft auseinandergerissen hätte. Der Mond ist aber 4,5 Milliarden Jahre alt.

Meyers und Kollegen konnten nun also rekonstruieren, wie sich die Entfernung des Mondes im Lauf der Zeit verändert hat. Eines der Ergebnisse: Vor 1,4 Milliarden Jahren dauerte ein Erdentag nur 18 Stunden, da die Nähe des Mondes die Eigenrotation der Erde bei der Umkreisung der Sonne erhöhte. (tasch, 5.6.2018)