Wer der Fussball-Weltmeister 2018 wird entscheidet sich in den kommenden Wochen. Gemessen an der Börsenperformance der teilnehmenden Länder ist Peru der Sieger. Nigeria hat die rote Laterne.

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Gemessen an der Performance der vergangenen vier Jahre sieht die Tabelle der teilnehmenden Länder so aus.

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Wien – In den kommenden vier Wochen gibt es für viele Menschen wohl nur ein Thema: Fußball. Die Weltmeisterschaft in Russland beginnt mit dem Anpfiff des Spiels Russland gegen Saudi-Arabien. 32 Nationen spielen um den Titel, den aktuell die deutsche Nationalmannschaft innehat.Doch wie stehen diese 32 Nationen da, wenn man den Fokus vom Fußball weg und hin zu ihrer Performance auf dem Börsenparkett richtet?

Dieser Frage ist der Fondsanbieter Fidelity nachgegangen. Die Antwort: Mit einer Performance von 64 Prozent seit Juli 2014 ist Peru klarer Börsenweltmeister (siehe Grafik). Auf den Rängen folgen Japan (39 Prozent) und Südkorea mit einem Wertzuwachs von 36 Prozent. Nigeria bildet das Schlusslicht mit einem Minus von 49 Prozent. Was hat sich in diesen Ländern seit der letzten WM getan?

  • Peru Dass Peru hier vorgezogen ist, hat auch etwas mit Fußball zu tun: Als Brasilien 2014 die Fußball-WM austrug, haben andere Regionen – wie eben Peru – darunter gelitten. Das peruanische Bruttoinlandsprodukt fiel auf ein Fünfjahrestief, was auf sinkende Rohstoffpreise, Verzögerungen bei Kupferabbauprojekten und niedrige Investitionsniveaus zurückzuführen war. 2016 kam die Trendwende, und das BIP begann zu steigen. Dazu haben laut Adam Lessing, Chef von Fidelity International Österreich, mehrere Faktoren beigetragen: "Die Bergbauproduktion stieg an, die Fördermengen erhöhten sich durch den höheren Energiebedarf, und es begannen große Infrastrukturprojekte, einschließlich des Baus von Flughäfen, Mautstraßen und einer U-Bahn in Lima", sagt Lessing. Mit dem Wachstum stabilisierte sich auch die Inflationsdynamik und trug zu der Erholung des Landes bei. Die Wirtschaft profitierte auch von Pedro Pablo Kuczynskis Wahl zum Präsidenten im Juli 2016, da seine politische Agenda von Investoren als Pro-Market wahrgenommen wurde. Vor allem die Banktitel haben an der Börse profitiert. "Das steigende BIP führt auch zu einer sich erholenden Kreditnachfrage und sinkenden Kreditverlusten, wovon der Finanzsektor profitiert", so Lessing.

  • Japan Die Wirtschaft im Land der berühmten Kirschblüte hat seit der Brasilien-WM ihre längste Wachstumsphase seit den 1980er-Jahren erlebt. Unternehmensgewinne und Aktionärsrenditen erreichten Rekordhöhen. Das geht neben der Erholung der Weltwirtschaft auch auf Anreize monetärer und fiskalischer Art zurück. Zudem spielten laut Lessing Strukturreformen in Bereichen wie Beschäftigung, Unternehmenssteuern, Unternehmensführung sowie beim Tourismus eine Schlüsselrolle. Dem Gewinnwachstum hat auch der stärkere Yen (im Vergleich zum Euro) geholfen. Zu den stärksten Performern gehören Tech-unternehmen. Aber auch inlandsorientierte Dienstleistungsunternehmen erzielten starke Zuwächse. Konsumgüter und der Gesundheitssektor waren an der Börse jene Segmente, die Wachstumstreiber waren.

  • Südkorea In den vergangenen vier Jahren wurde Südkorea zu einem jener Länder mit der besten Performance im MSCI-Emerging-Markets-Index. "Der Erfolg geht vor allem auf den starken Tech-Sektor und Unternehmen wie Samsung und SK Hynix zurück", sagt Lessing. Sie haben von der gestiegenen Nachfrage nach Speicherchips für mobile Geräte und Computerserver profitiert. Dieser Trend werde laut Lessing fortgesetzt, sobald 5G am Markt ist. Auch positive Maßnahmen im Bereich der Corporate Governance – allen voran die geforderte Erhöhung der Transparenz in familiengeführten Konglomeraten und die Ernennung unabhängiger Direktoren – machten Südkorea für Investoren interessant.

  • Nigeria Das Land erlebte seit 2014 eigentlich ein florierendes wirtschaftliches Umfeld. Mit dem Absturz des Ölpreises – Öl ist für 90 Prozent der Staatseinnahmen verantwortlich – sank auch das Wachstum. Die Währung, der Naira, fiel. Mit dem Wiederanstieg des Ölpreises verbessern Analysten ihren Ausblick. Dazu tragen auch die steigenden Produktionsmengen im Niger-Delta bei.

  • Argentinien Vor vier Jahren noch im WM-Finale, enttäuschte das Land (minus 40 Prozent) an der Börse. Doch die Argentinier überraschen auf anderer Ebene. Fußballfans lassen es sich einiges kosten, um ihre Nationalkicker in Russland live spielen zu sehen. Die BBVA Banco Frances bietet laut Bloomberg einen Spezialkredit für Fußballfans an. Bis zu eine Million Pesos (34.000 Euro) können auf sieben Jahre aufgenommen werden. Die Zinsen dafür liegen bei 50 Prozent. Die Inflation liegt allerdings auch bereits bei 25 Prozent. Eine hohe Inflation lädt dazu ein, sich Geld zu leihen und es später zurückzuzahlen, wenn es an Wert verloren hat. "Die Argentinier sind Experten darin, das Inflationsspiel zu spielen", sagt Bankenanalyst Juan Alonso.

Und was macht der amtierende Fußball-Weltmeister Deutschland? Im Börsenranking befindet er sich im Mittelfeld mit einem Wertzuwachs von 17 Prozent innerhalb der vergangenen vier Jahre. (Bettina Pfluger, 15.6.2018)