Betrachtet dieser Mann einen Kurssturz? Keineswegs, denn im kommunistischen China werden steigende Notierungen rot dargestellt.

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Mit Zuversicht blickt Sean Taylor der Zukunft entgegen. Er ist bei dem Fondsanbieter DWS für die Veranlagungen in den Schwellenländern der Region Asien zuständig, und dieser sagt er in den nächsten Jahren eine ansehnliche Entwicklung der dortigen Finanzmärkte voraus. "Wir erwarten in Asien ein stabiles Wachstum", sagt Taylor und fügt hinzu: "Aber die Qualität des Wachstums ist heute besser als in den vergangenen Jahren."

Dabei nährt nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung seinen Optimismus, sondern auch die zunehmende innenpolitische Stabilität in der Region. Selbst der von US-Präsident Donald Trump losgetretene Handelsstreit samt hochgefahrener Zollschranken bereitet Taylor nur wenig Sorgen. Denn seiner Meinung zufolge ist dies ein globales Risiko und wird dies à la longue vor allem zu einem führen, nämlich zu verstärktem Handel innerhalb Asiens. Davon würde letztlich die gesamte Region profitieren.

China wandelt sich

In China dürften zwar die zweistelligen Wachstumsraten aus der Zeit rund um die Finanzkrise künftig nicht mehr zu erzielen sein, allerdings konnte das Reich der Mitte die Wirtschaftsleistung im Vorjahr wieder um 6,9 Prozent steigern, das sind um 0,2 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2016. "China ist dabei, sich massiv zu verändern", ergänzt Taylor mit Blick auf die derzeitigen Wachstumstreiber.

Denn Präsident Xi Jinping erhöht ihm zufolge den Druck auf die Unternehmen, ihre Effektivität zu erhöhen, insbesondere im Bereich Umweltschutz. Die Folgen wären eine sauberere Umwelt und eine verbesserte Gesundheit. Dazu soll das Niveau der Ausbildung im Allgemeinen erhöht und besonders die Zukunftschancen für Kinder erhöht werden. "Die Regierung braucht gutes Wachstum und eine zufriedene Gesellschaft", sagt Taylor.

Steigende US-Zinsen

Als "immer herausfordernd" für Schwellenländern bezeichnet Taylor die Kapitalabflüsse wegen steigender US-Zinsen. Allerdings sind die Länder und deren Notenbanken seiner Ansicht nach wesentlich besser darauf vorbereitet als im Jahr 2013, als das Auslaufen der Anleihenkäufe der Notenbank Fed die Schwellenländer ins Trudeln brachte. Zudem erwartet Taylor generell keinen allzu starken Anstieg der US-Zinsen mehr.

Nach dem Motto "Gut Ding braucht Weile" blickt der DWS-Experte auf Indien. Premierminister Narendra Modi habe das Amt bei schwachem Wachstum übernommen, nach einigen Reformen zeige sich nun eine Konjunkturbeschleunigung. Im ersten Quartal 2018 hat die indische Wirtschaftleistung auf Jahressicht um 7,7 Prozent zugelegt, nach sieben Prozent im Quartal davor. Aber auch Indonesien mit fünf Prozent Wachstum im Auftaktquartal und die Philippinen mit 6,8 Prozent hat Taylor auf der Rechnung.

Was das für die Veranlagung in Unternehmen aus den Schwellenländern der Region bedeutet? "Die asiatischen Aktienmärkte sind heuer volatiler", erklärt Taylor. "Es ist etwas heikler als 2017, aber wir erwarten auch dieses Jahr positive Ergebnisse." Auch im Bereich festverzinslicher Anlagen ortet er gewisse Chancen, zumal sich die Wirtschaft in Asien in guter Verfassung befinde und Taylor auch die politische Stabilität als hoch einstuft.

Börsen nicht im Gleichschritt

Allerdings marschieren die Börsen der Region keineswegs immer im Gleichschritt, wie die vergangenen Monate gezeigt haben. So liegt der chinesische Shanghai Composite Index fast zwölf Prozent unter dem Niveau zum Jahreswechsel. Der indische Sensex-Index hingegen konnte im selben Zeitraum um vier Prozent zulegen.

Auf Sicht von fünf Jahren verweist Taylor zudem auf einen "massiven Trend", von dem die Finanzmärkte der gesamten Region profitieren sollten: nämlich dass aufgrund der zunehmenden Kapitalakkumulation in der Bevölkerung künftig immer häufiger Asiaten asiatische Wertpapiere kaufen werden – was aus Taylors Sicht sowohl für Aktien als auch für Anleihen gelten sollte. (Alexander Hahn, 23.6.2018)