Höhere Löhne bedeuten mehr Konsum und damit mehr Wachstum, argumentieren die Studienautoren.

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Wien – Seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns Anfang 2015 brummt in Deutschland die Konjunkturlokomotive. Dazu hat die damals bei 8,50 Euro pro Arbeitsstunde eingeführte und inzwischen auf 8,84 Euro erhöhte Lohnuntergrenze zum Teil beigetragen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Demnach erfolgte die Erhöhung der Wirtschaftsleistung im Wesentlichen über die höheren Löhne der rund vier Millionen Begünstigten sowie über einen "Spill-over-Effekt auf angrenzende Lohngruppen". Denn in weiterer Folge komme es dadurch zu einer Zunahme des privaten Konsums um 0,5 bis 0,7 Prozent, was wiederum das Wachstum in Deutschland um 0,25 Prozentpunkte pro Jahr erhöhe.

"Ohne Mindestlohn würden Personen in nicht tarifgebundenen Unternehmen weiterhin zu sehr niedrigen Löhnen arbeiten", erklärt Alexander Herzog-Stein, einer der Studienautoren. Diese wären auch künftig von der Verteilung des zunehmenden gesellschaftlichen Wohlstands abgeschnitten. Zudem hat er auch einen nennenswerten Struktureffekt am Arbeitsmarkt ausgemacht, und zwar weg von Minijobs hin zu mehr sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Dabei habe sich die gesamte geleistete Arbeit in Stunden kaum verändert.

Höhere Inflation

Eine kurzfristige gesamtwirtschaftliche Analyse hat dem Autor zufolge neben dem erwartbaren Lohnauftrieb ebenfalls leicht positive Auswirkungen auf die Beschäftigung gezeigt. Dies habe das Preisniveau in Deutschland angehoben, also die Inflation leicht, aber nicht signifikant angefacht. Eine höhere Teuerung löse wiederum einen Prozess aus, der à la longue auch die Löhne der anderen Beschäftigten anhebt, damit diese keine Nachteile erleiden.

Obwohl Herzog-Stein einräumt, dass es zu Überlappungen von konjunkturellen und vom Mindestlohn ausgelösten Effekten gekommen sei, hält er abschließend fest: "Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns hat mit dazu beigetragen, dass Deutschland auf einen stabileren Wachstumskurs eingeschwenkt ist." Dieser beruhe nicht nur auf Exporterfolgen, sondern auch auf einem stabilen Wachstum der Binnennachfrage in Folge einer besseren Lohnentwicklung. (aha, 3.7.2018)