Italiens streitbarer Europaminister, Paolo Savona, wirft Deutschland vor, Europa wirtschaftlich dominieren zu wollen

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Rom – Italien muss nach Einschätzung von Europaminister Paolo Savona für "alle Eventualitäten" zu seinem Verbleib in der Euro-Zone gerüstet sein. "Wir könnten in eine Lage geraten, in der nicht wir sondern andere entscheiden", sagte Savona am Dienstag vor Senatoren. "Wir müssen auf alles vorbereitet sein." Nach den Aussagen stiegen die Renditen der italienischen Staatsanleihen, der Aktienmarkt gab Gewinne ab.

Der 81-jährige Savona hat den Beitritt Italiens zum Euro als historischen Irrtum bezeichnet und einen Plan B gefordert, um die Währungsunion notfalls wieder verlassen zu können. In seinem jüngsten Buch schrieb er, Deutschland versuche nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg jetzt, Europa wirtschaftlich zu dominieren.

Italiens Notenbankchef warnt vor möglichen Krisen

Italiens Notenbankchef hält sein Land für deutlich krisenanfälliger als noch vor zehn Jahren. Der Reformeifer sei abgeebbt und sollte es eine neue Finanzkrise geben, sei das Land nun viel verwundbarer, sagte der Gouverneur der Banca d'Italia, Ignazio Visco, am Dienstag in Rom.

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Ignazio Visco warnt die italienische Regierung vor neuen Schulden
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Er warnte die neue Regierung davor, mit Haushaltssteigerungen die Staatsverschuldung in die Höhe zu treiben und für Unruhe an den Börsen zu sorgen. "Umsicht und Weitsicht sind notwendig, um Marktspannungen zu vermeiden", sagte Visco. Italien dürfe in der Zukunft nicht mit einer höheren Verschuldung zurückbleiben.

Hohe Staatsverschuldung

Im vorigen Jahr häufte Italien einen Schuldenberg in Höhe von 131,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an – die EU erlaubt hingegen nur maximal 60 Prozent. Befürchtungen, die neue Koalition aus der Rechtspartei Lega und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung könnte mit massiven Ausgabensteigerungen eine neue Schuldenkrise auslösen, hatten an den Anleihenmärkten unlängst für Nervosität gesorgt.

Die EU-kritische Regierung plant unter anderem höhere Sozialausgaben, Steuersenkungen und eine Rücknahme der Rentenreform. (APA/Reuters, 10.7.2018)