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Der AC Milan kann sich als Traditionsverein auf treue und euphorische Fans verlassen. Was die Finanzierung anbelangt, wird dem Verein allerdings weniger Vertrauen geschenkt.

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Während alle Welt auf die Nationalmannschaften der Fußball-WM blickt, kann dabei so manche Klub-Veränderung untergehen. So hat der AC Milan zwar im Moment eine Spielpause, im Hintergrund des Vereins rumort es aber gewaltig. Der US-Hedgefonds Elliott hat dort das Ruder übernommen und will dem Verein mit einer Finanzspritze von 50 Millionen Euro unter die Arme greifen.

Die Übernahme fügt sich in eine Reihe von Geschäftsführer- und Investorenwechseln. Vor rund einem Jahr übernahm der chinesische Geschäftsmann Li Yonghong den Verein von dem ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi für 740 Millionen Euro. Allerdings war schon zu Beginn unklar, woher Li die Mittel für die Finanzierung nahm.

Jedenfalls einen Teil des Geldes schoss die Anlagegesellschaft Elliott zu, welche die Darlehen hoch verzinste. Li soll allerdings bei der Rückzahlung der Kredite in Verzug geraten sein, seit Monaten hatte er bereits Investoren gesucht, welche die Zahlungsverpflichtungen des Vereins stemmen sollten.

Größter aktivistischer Hedgefonds

Nun wird Elliott Mehrheitseigentümer. Die von Paul Singer geleitete Anlagegesellschaft gilt als größter aktivistischer Hedgefonds der Welt. Die sogenannten "Heuschrecken" sind Fonds, die offensiv in Unternehmen investieren, um Gewinne für Anleger herauszuschlagen, und oftmals das Management beeinflussen, um dies zu erreichen. Das Vorgehen Elliotts zeigte sich zuletzt deutlich an dem Unternehmen Thyssenkrupp, dessen Chef Heinrich Hiesinger vergangene Woche das Handtuch warf, nach intensivem Druck von Elliott, den Konzern umzubauen.

Allerdings ist Thyssenkrupp nicht gleich AC Milan. Der Klub kommt seit Jahren nicht aus der Krise heraus. Den kommenden Champions-League-Wettbewerb muss er auslassen, auch in der Meisterschaft läuft es nicht optimal. Zuletzt war der Verein wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay von der Uefa vom Europapokal ausgeschlossen worden.

Elliotts selbstgenanntes Ziel ist es, dem Verein langfristig wieder zum Erfolg zu verhelfen.

"Für Elliott geht es neben höheren Renditen auch um strategische Interessen, um sich gegenüber chinesischen Investoren Vorteile zu verschaffen", meint Henning Vöpel, Sportmarktexperte und Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. Denn rund um den internationalisierten Fußballmarkt reißen sich neben amerikanischen längst auch chinesische Investoren um die europäischen Fußballklubs. "Das Interesse aus China ist in den letzten Jahren stark gewachsen", meint Vöpel. Vereine wie der AC Milan müssten sich beeilen, um mit den Investitionsmöglichkeiten der Konkurrenz mithalten zu können.

In den vergangenen zwei Jahren haben sich chinesische Investoren an Vereinen wie Atlético Madrid, Inter Mailand oder Olympique Lyon beteiligt. Aber auch bei eher unbekannten Vereinen wie Granada stiegen sie ein. Die Fußballbegeisterung des chinesischen Präsidenten Xi Jinping löste eine besondere Euphorie unter den chinesischen Tycoons aus, die sich bei dem Präsidenten wohl auch Sympathiepunkte erhofften.

Investitionen eingeschränkt

Weil die Investitionen überhandnahmen, ordnete die chinesische Regierung den Unternehmern vor eineinhalb Jahren an, sich nur mehr auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und kein Geld mehr in teilweise marode Fußballklubs zu stecken. Man fürchte, dass zu viel Kapital das eigene Land verlassen könnte. Allerdings bleiben die Pläne der Regierung, China zu einer Fußballnation aufsteigen zu lassen, bestehen. Und chinesische Geschäftsmänner könnten den Fußball nutzen, gleichzeitig andere Geschäftsfelder zu bewerben.

Während etwa in Deutschland die 50+1-Regel verhindern soll, dass Investoren die Gesellschaft mehrheitlich übernehmen, ist dieser Schutz in Italien nicht gegeben. Umso mehr geht die Sorge bei Fans um, AC Milan zu einem Spielball der Investoren werden zu lassen. Zwar könnte die Finanzspritze laut Analysten kurzfristig die Not lindern, langfristig wird man für den 18-fachen italienischen Meister aber wohl weiter tief in die Tasche greifen müssen. (Jakob Pallinger, 12.7.2018)