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Amerikanische Autos machen im Vergleich zur Luftfahrt weniger Exporte von den USA in die EU aus.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JOE RAEDLE

Wien – Handelskonflikte sind wie eine Kampfsportart. Der Gegner soll zwar getroffen werden, allerdings sind dessen Konter nicht zu unterschätzen. Und: Auf den nächsten Angriff sollte man gut vorbereitet sein. Auf die bisher von den USA verhängten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren reagierte die EU mit gedrosselter Schlagkraft. Sonderabgaben auf Harley-Davidson-Motorräder, Whiskey oder Orangensaft werden eher als Nadelstiche gesehen, die den Republikanern wehtun sollen.

Doch wenn Donald Trump die Big Bertha aktivieren und Autoimporte aus der Union mit Strafzöllen belegen sollte, müsste die EU die Gangart verschärfen. Zahn um Zahn, lautet die Devise. Doch welche Waren sollten diesmal auserkoren werden?

In Luftfahrt mehr zu holen

Zuletzt machten die Ausfuhren von Pkws und deren Zulieferteilen in die USA 63 Milliarden Dollar aus. Naheliegend wäre es, auch amerikanische Autos von Vergeltungsmaßnahmen zu erfassen. Diese machen jedoch laut einer Untersuchung von S&P Global Market lediglich 19 Milliarden Dollar inklusive Autoteile aus. Deutlich mehr wäre in der Luftfahrt zu holen, in der mit Boeing der größte Rivale von Airbus in den USA sitzt. Waren im Wert von 43,5 Milliarden Dollar wurden hier in die EU geliefert. Allerdings ist der Sektor handelspolitisch schon ziemlich ausgereizt, werfen sich doch Washington und Brüssel gegenseitig marktverzerrende Maßnahmen – insbesondere Subventionen für Boeing und Airbus – vor.

Weitere Sanktionsopfer fänden sich unter dem Titel Energie – die USA liefern reichlich Öl und Kohle nach Europa. Auch der pharmazeutische Sektor wäre ein potenzielles Ziel für Vergeltungsmaßnahmen. Allerdings meint S&P Global Market, dass man eine Verteuerung von Arzneien eher vermeiden würde, weshalb eher medizinische Geräte wie Diagnose- und chirurgische Instrumente belastet werden dürften.

Zölle auf Lebensmittel und Getränke

Am wahrscheinlichsten sind EU-Zölle demnach auf Lebensmittel und Getränke, die pro Jahr 11,5 Mrd. zu den USA-Exporten beitragen. Hier wiederum zählen Sojabohnen, Mandeln und Pistazien zu den größten Produktgruppen.

Die USA waren 2017 der wichtigste Handelspartner für die EU. Laut Eurostat-Daten erfolgten im Vorjahr rund 17 Prozent oder 631 Mrd. Euro des gesamten Warenverkehrs der EU-28 mit den Vereinigten Staaten. Die EU exportiert deutlich mehr Waren in die USA als umgekehrt. So wurden laut Daten von Eurostat im Jahr 2017 Waren im Wert von 376 Mrd. Euro in die USA ausgeführt – ein Fünftel der Gesamtexporte. (Andreas Schnauder, 25.7.2018)