Roboter und künstliche Intelligenz – ein Zusammenspiel, das Prozesse des täglichen Lebens verändern wird. Investoren sehen darin auch eine gute Anlagestory.

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Anleger stellen sich oft die Frage, was an der Börse der nächste große Trend sein könnte. Denn man will ja mit seinem Geld in einen Bereich investieren, der nachhaltig Geld abwirft. Um einen solchen Sektor zu finden, braucht es Wissen und auch Mut. Als Apple noch ein Garagenunternehmen war, erkannten nur die wenigsten das Potenzial, heute kostet eine Aktie rund 160 Euro; das Unternehmen hat mit seinen Produkten Prozesse des Alltags revolutioniert.

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Bereich, der das nächste große Ding darstellen könnte. Einer, der davon überzeugt ist, ist Masayoshi Son. Der größte Investor Japans und Gründer des globalen Technikriesen Softbank setzt voll auf KI. Er investiert derzeit in Start-ups aus diesem Bereich, die das Potenzial haben, die Welt zu verändern. Das nämlich ist die Vision von Son. Diesem Ansatz entsprechend hat der Investor einen Fonds gegründet, der rund 100 Milliarden Dollar schwer ist und sich an den strategisch wichtigen neuen Trends beteiligt. Son setzt etwa auf die neuen Fahrdienstleister, weil sie die Mobilität verändern würden. Uber zählt hier zu den tonangebenden Unternehmen, ebenso wie Didi Chuxing oder Grab im asiatischen Raum. Didi Chuxing vermittelt in China bereits zehn Milliarden Fahrten pro Jahr. Eine spezielle Software kann mittlerweile vorhersagen, wie viele Taxis in 15 Minuten in einer bestimmten Region benötigt werden, berichtet das Handelsblatt. Diese Software will Didi nun auch global vermarkten.

Eingestiegen und vernetzt

Potenzial in dem chinesischen Fahrdienstleister sieht auch das laut eigenen Angaben größte Buchungsportal der Welt, Booking.com. Das US-Unternehmen ist kürzlich mit 425 Mio. Euro bei Didi Chuxing eingestiegen. Die Vermittlungsplattformen sollen nun vernetzt werden, wechselseitige Buchungen ermöglicht.

Auch bei der medizinischen Versorgung soll KI zum Problemlöser werden. Ein Beispiel: In China gehen Menschen auch mit kleinen Wehwehchen sofort ins Krankenhaus, weil tausende Hausärzte fehlen. Eine Situation, die auch in Österreich oft diskutiert wird. Lange Wartezeiten und kurze Behandlungszeiten sind die Folge. Das Unternehmen Ping An Good Doctor will das mit der Kombination von Ärzten und KI lösen.

Effizient und individuell

Dafür hat das Unternehmen 1000 Mediziner eingestellt, die von Patienten online konsultiert werden können. Eine KI im Hintergrund hilft bei der Erstellung der Diagnose und schlägt auch gleich Medikamente vor. So könnten wesentlich mehr Menschen von einem Arzt versorgt werden als bisher. Auch individuelle Gesundheitspläne mit lokalen Partnern soll das System ausspucken können.

Doch wie kann man Teil dieses Trends werden, ohne Millionen in die jeweiligen Unternehmen zu investieren? Das geht über Anlageprodukte wie etwa Fonds. So bildet etwa der Fonds "Raiffeisen-Megatrends-Aktien" das KI-Thema ab. "Allerdings gibt es wenige 'Pure-Play-Aktien', in die man investieren kann", erklärt der bei der Raiffeisen KAG für den Fonds zuständige Manager Günther Schmitt. Man könne aber auf Hersteller von Mikrochips setzen, die selbstlernende Systeme technisch erst möglich machen und ohne die es Themen wie selbstfahrende Autos oder das Internet der Dinge gar nicht gebe. Nvidia oder Micron sind hierfür Beispiele.

Zulieferer der Intelligenz

"Von den Nachbarn profitieren" nennt Adam Lessing, Chef von Fidelity Österreich, diesen Ansatz. Auch in seinem Hause wird das Thema KI mitunter über jene Unternehmen abgedeckt, die wesentliche Komponenten für die neue Technologie zuliefern. Man müsse in dem Bereich aber auch stark aufpassen. Denn im Moment entstünden viele Firmen, die Ideen für den Einsatz der Technologien von morgen haben, "aber es ist noch nicht klar, wer damit auch Geld verdienen wird", sagt Hyun Ho Sohn, Manager des Fidelity-Global-Technology-Fonds.

In zweiter Linie kann man auch in die großen Firmen wie Alphabet (Google-Mutter), Apple oder Amazon investieren, die mit diesen Chips ihre Dienste (etwa Spracherkennungssysteme) ausstatten und somit eigene Algorithmen entwickeln, sagt Schmitt.

Bei Franklin Templeton setzt man das KI-Thema auch im Technology Fund um. Die Manager bevorzugen Firmen, die KI-Forschungsabteilungen haben. Wichtig ist es laut Franklin-Sprecher Oliver Trenk, bei diesem Thema die Kommentare des Fondsmanagers zu lesen. So lerne man auch Titel wie Workday (Hardware), Twilio (IT-Beratung) oder Salesforce (Software) kennen, die im Umfeld von künstlicher Intelligenz eine interessante Rolle spielen. (Bettina Pfluger, 29.7.2018)