Leisure Sickness: Wenn´s meist im Urlaub oder am Wochenende so richtig mies geht, ist es Zeit für Veränderung.

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Gerade im Urlaub angekommen und sofort krank – wieso? Leisure Sickness heißt das Phänomen, wenn einen "bevorzugt" am Wochenende und im Urlaub ein Infekt erwischt, die Erschöpfung gar nichts mehr erlaubt oder Schmerzen daher kommen, die nicht schnell erklärlich sind.

Untersuchungen etwa an der niederländischen Tilburg Universität haben ergeben, dass Menschen mit Leisure Sickness, also jene, die oft im Urlaub krank wurden, öfter von Stress im Job und einer hohen Arbeitsbelastung berichten. Sie können zudem nach eigener Einschätzung in der Freizeit kaum abschalten und kamen schlechter mit Stress zurecht.

Die Wissenschafter beschreiben diese Persönlichkeitstypen als Perfektionisten, die ein starkes Verantwortungsgefühl in Bezug auf ihre Arbeit hätten. Ruhe und Entspannung können demnach mit Schuldgefühlen verbunden sein, was Genießen von freier Zeit verunmöglicht.

Mehr spüren bei mehr Ruhe

Bei kleineren Leiden könnte zudem die Wahrnehmung eine Rolle spielen: wer sich einmal hinlegt und von sonst nichts gefordert oder abgelenkt ist, spürt vielleicht erst dann, wo etwas nicht stimmt.

Die größte Übereinstimmung der verschiedenen Forschungsdisziplinen ergibt sich aber bei den Erkenntnissen der Biochemie: Hohe Stressbelastung wirkt zweifach auf das Immunsystem: einerseits wird es anfällig für bakterielle und virale Infekte. Andererseits wird die Immunantwort auf solche Eindringlinge verzögert und geschwächt. Da Stresshormone (etwa Cortisol) die Immunantwort unterdrücken, können die Symptome ausbleiben, bis der Stress etwas nachlässt.

Evolutionsbiologisch gesehen ist das sinnvoll: Droht Gefahr, muss der Mensch handeln – klassisch kämpfen oder rennen, modern schneller denken und tippen, noch mehr hinkriegen, noch mehr Termine, Hausarbeiten erledigen. Um diese Leistung zu bringen, werden andere Funktionen heruntergefahren, darunter das Immunsystem. Wenn der Stress sich legt, kümmert der Körper sich um die Keime.

Gegenmittel

Und das Rezept dagegen? Das ist keine Überraschung: Probanden, die immerwährender Leisure Sickness entkommen sind, berichten von "veränderter Einstellung", "habe Job gewechselt", "Arbeit ist nicht mehr ganz so wichtig". Sie haben also nachgelassen und sind einen Schritt aus der Tretmühle gegangen. Dafür gibt es stapelweise Tipps und Ratgeber. Letztlich muss aber wohl jede und jeder selber an der Balance arbeiten. Apropos: wer glaubt, dass das immer gelingen muss, hat vermutlich starke perfektionistische Tendenzen (siehe Leiseure Sickness). (kbau, 31.7.2018)