Phosphate sind vor allem in industriellen Fertiggerichten enthalten.

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Sie machen den Schmelzkäse streichfähig, halten Kaffeepulver rieselfähig und unterstützen die Konservierung in vielen Fleischprodukten: Phosphate kommen in industriell hergestellten Lebensmitteln häufig als Zusatzstoff zum Einsatz. Zwar enthalten auch natürliche Lebensmittel Phosphate, aber die heutigen Essgewohnheiten führen dazu, dass wir immer mehr davon zu uns nehmen.

Phosphate sind Salze und Ester der Phosphorsäure, sie sind nicht grundsätzlich böse oder gefährlich. Viele Lebensmittel enthalten natürliche Phosphate, diese sind gesund und sogar wichtig für den Körper und seine Funktionen. Doch in den vergangenen Jahren hat sich unsere tägliche Aufnahme von künstlichen Phosphaten laut Forschern verdoppelt. Das liegt in erster Linie an dem wachsenden Konsum von Fastfood und Fertigprodukten.

Massiv gestiegen

Über den Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln hat die Aufnahme der Salze in den letzten Jahren deutlich zugenommen, sodass sie heute in vielen Fällen über der in den USA empfohlene empfohlenen Tagesdosis von 700 Milligramm. Da ein hoher Phosphatspiegel beispielsweise zu Ablagerungen in Blutgefäßen führt, wird für Menschen mit chronischen Nierenproblemen seit Langem eine phosphatarme Ernährung empfohlen.

Mit einer erhöhten Phosphataufnahme über die Nahrung steigt aber auch bei gesunden Menschen die Wahrscheinlichkeit, eine Gefäßverkalkung oder eine Herz-Kreislauf- Erkrankung zu entwickeln oder gar daran zu sterben. Darauf weisen epidemiologische Studien hin, die den Zusammenhang zwischen potenziellen Risikofaktoren und bestimmten Erkrankungen untersuchen.

Ein Forscherteam um Reto Krapf von der Universität Basel hat nun diesen statistischen Zusammenhang erstmals in einer qualitativen Studie mit 20 gesunden Versuchspersonen überprüft. Die Hälfte der Probandinnen und Probanden erhielt während elf Wochen zu ihrer normalen Nahrung eine zusätzliche Dosis Natriumphosphat in Tablettenform. Dadurch erhöhte sich der Phosphatgehalt in ihrem Blut auf ein überdurchschnittliches, wenn auch in der Bevölkerung weit verbreitetes Niveau. Die zweite Gruppe nahm ein Mittel ein, das Phosphat bindet und die Aufnahme in den Körper hemmt. Zusätzlich erhielten sie Kochsalz, um sie in Bezug auf die Gabe von Natrium der ersten Gruppe gleichzustellen.

Treibt Blutdruck in die Höhe

Nach sechs Wochen untersuchten die Ärzte, wie sich die unterschiedliche Diät auf verschiedene Indikatoren der Herz-Kreislauf-Funktion wie Blutdruck und Puls auswirkte. Ein Vergleich der beiden Gruppen zeigte, dass die erhöhte Phosphataufnahme den systolischen und diastolischen Blutdruck bei jungen, gesunden Erwachsenen deutlich steigert – und zwar um 4,1 bzw. 3,2 Millimeter-Quecksilbersäule. Gleichzeitig nahm die Pulsrate im Mittel um vier Schläge pro Minute zu. Als Ursache vermuten die Forscher, dass die erhöhte Phosphatzufuhr bzw. ein erhöhter Serum-Phosphatspiegel auf das sympathische Nervensystem einwirkt, das Herztätigkeit und Blutdruck beeinflusst.

Der Effekt war jedoch reversibel: Zwei Monate nach Abschluss der Studie hatten sich die Werte bei den Probanden wieder normalisiert. In einer zweiten Phase untersuchte die Studie, wie sich die zusätzliche Gabe von Vitamin D auswirkt. Obwohl das Vitamin die Aufnahme von Phosphaten im Darm steigert, ließ sich bei beiden Gruppen kein Einfluss auf die kardiovaskulären Werte feststellen. "Unsere Ergebnisse liefern eine wichtige Erklärung für den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Phosphat über die Nahrung und der erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität in der Allgemeinbevölkerung", so Studienleiter Krapf, der weitere Studien in verschiedenen Bevölkerungsgruppen vorschlägt. (red, 26.8.2018)