Naldo und Tedesco wollen Schalke aus der Krise führen.

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Nach der Vizemeisterschaft in der Premieren-Saison muss Tedesco die erste Krise überstehen.

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Gelsenkirchen – Je höher die Erwartungshaltung, desto größer kann die Enttäuschung ausarten. Schalke 04 kann davon ein Lied singen. Der Tabellenzweite der Vorsaison steht nach dem 0:1 in Freiburg am fünften Spieltag als einziges Bundesliga-Team noch ohne Punkt da und schmückt das Tabellenende. Nach der Traumsaison zum Einstand erlebt Domenico Tedesco seine erste Krise als Trainer der Knappen.

Tedesco erstmals unter Druck

Dabei wurde der Vertrag des 33-Jährigen erst im August bis 2022 verlängert, als Belohnung für die Vizemeisterschaft, die beste königsblaue Platzierung seit fast zehn Jahren (2009/10). Er stabilisierte die Defensive und formte eine kompakte Einheit, die schwer zu schlagen war. Das reichte in einer Saison, in der andere große Teams ausließen. Und auf Schalke war aber ohnehin immer wichtiger, so richtig zu malochen. Harte Arbeit wird in der Bergbaustadt Gelsenkirchen groß geschrieben.

"Ich finde es geil, an ein paar Stellschrauben zu drehen, um wieder eine Mannschaft zu werden, die eklig spielt", blickte Tedesco daher nach zwei Runden noch gespannt auf die Lage.

Naldo vs. Ex-Coach Weinzierl

Momentan erweist sich aber nur die Situation für das Schlusslicht als eklig, das nun sogar den Pleiten-Startrekord aus der Saison 2016/17 einstellte. Markus Weinzierl wurde damals am Saisonende entlassen. Ausgerechnet er meldete sich nach der Freiburg-Niederlage bei Sky zu Wort. Er stellte in den Raum, ob es "noch zukunftsträchtig" sei, nur defensiv zu denken beziehungsweise das Spiel auf einen 36-Jährigen zuzuschneiden".

Gemeint war damit der Brasilianer Naldo, der am Dienstag zwar nicht spielte, aber konterte: "Ich finde es sehr respektlos, was er gesagt hat. Markus Weinzierl soll die Klappe halten, schließlich muss er erst einmal einen Job finden." Manager Heidel sieht keine Parallelen zu 2017. "Hier ist kein Umbruch passiert. Der Kern der Mannschaft ist gleich, der Trainer ist gleich, die Atmosphäre und die Stimmung sind gleich. Ich glaube nicht, dass man bei uns einen Spieler findet, der sagt: Oh Gott, sind wir schlecht."

Sturm verhungert

Manchmal können aber auch kleine Bausteine große Wirkung entfalten. Die Abgänge von Leon Goretzka (Bayern) und Max Meyer (Crystal Palace) konnten (noch) nicht kompensiert werden, der Sturm verhungert und wird zunehmend gefrustet. So äußerte Franco di Santo Unmut gegenüber seiner Auswechslung gegen Bayern und wurde prompt aus dem Kader gestrichen.

Tedesco muss noch die richtige Stammelf finden, die beiden ÖFB-Legionäre Alessandro Schöpf und Guido Burgstaller sind derzeit kein Teil davon.

Hoffen auf ersten Saisonsieg

Ergebnisse könnten die Lage beruhigen. Wurden aber zuvor knappe Spiele gewonnen, schwingt das Pendel nun auf die andere Seite. Gegen Freiburg verhinderte zweimal die Stange die Führung. Schönreden will man sich die Krise aber nicht mehr. Köln dient als Mahnmal. Die Geißböcke mussten letztes Jahr nach einem Horrorstart absteigen.

Erst einmal steht aber das wichtige Heimspiel gegen Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr) an. Tedesco fordert "Tore und Punkte." Die Erwartungshaltung war auf Schalke schon einmal höher. (Andreas Gstaltmeyr, 26.9.2018)