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Deutschland oder die Türkei, nur eines der beiden Länder wird die EM 2024 ausrichten.

Foto: Sean Gallup/Getty Images

Frage: Wie wird gewählt?

Antwort: Die Vergabe der EM 2024 erfolgt am Donnerstag (ca. 14.30 Uhr) durch das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) in Nyon. 18 Funktionäre, sofern sie vor Ort sind, sind wahlberechtigt. DFB-Präsident Reinhard Grindel und sein Amtskollege vom türkischen Verband TFF, Servet Yardimci, dürfen als Bewerber nicht abstimmen. Gewählt wird geheim, der Kandidat mit den meisten Stimmen wird zum Ausrichter erklärt, Enthaltungen sind erlaubt. Österreich ist in dem Gremium nicht vertreten. Den Vorsitz der Sitzung übernimmt Uefa-Präsident Aleksander Ceferin, er entscheidet bei Gleichheit. Er kann das auch per Losentscheid tun.

Frage: Wie stehen die Chancen für Deutschland?

Antwort: Eigentlich gut. Der Uefa-Evaluierungsbericht hatte dem DFB das bessere Zeugnis ausgestellt. Der Slogan lautet: "United by Football – Vereint im Herzen Europas". Auch die Zusammensetzung des Exkos mit vielen Wahlmännern (und einer Frau) aus Westeuropa spricht eher für den DFB. Doch niemand kann in die Gehirne der bisher schweigsamen Funktionäre schauen. Bis zur letzten Sekunde versucht der DFB deshalb, Überzeugungsarbeit zu leisten. Das mahnende Beispiel: Die WM 2022 ging auch nach Katar, obwohl das Wüstenemirat beim Weltverband Fifa mit der weitaus schlechtesten Bewertung angetreten war.

Frage: Was spricht für die Türkei?

Antwort: Der türkische Verband setzt auf die Fußballbegeisterung in dem Land, das zwei Kontinente verbindet. Und auf Geld. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, der am Donnerstag zum Staatsbesuch in Deutschland eintrifft, verspricht der Uefa Steuerfreiheit und mietfreie Stadien. Geschenke, die die deutsche Bundesregierung verweigert hat. Ceferin hatte im ZDF bekräftigt, wie enorm wichtig hohe Gewinne für den Dachverband seien. Allerdings ist offen, ob die Türkei angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise alle Versprechen einhalten könnte. Erdogan wischt Bedenken weg: "Es sollte kein Zweifel darin bestehen, dass bei der Europameisterschaft die Stadien überfüllt und die Sponsoren- und Werbeeinnahmen steigen werden." In nahezu allen Großstädten "haben wir Sportkomplexe, Stadien und Hallen mit enormen Kapazitäten aufgebaut, die oft in europäischen Ländern nicht existieren". Der türkische Slogan lautet: "Share together" (Miteinander teilen).

Frage: Wo würde in Deutschland gespielt werden?

Antwort: Der DFB hat bereits vor einem Jahr Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt/Main ausgewählt. Der Verband rechnet damit, dass insgesamt 2,78 Millionen Zuschauer zu den 51 Spielen in die Stadien kommen könnten (290.000 mehr als die Türkei). Dazu kommen große Fanmeilen.

Frage: Ist dieses Mal alles sauber abgelaufen?

Antwort: Die Erinnerungen an den Sommermärchen-Skandal 2006 sind noch frisch, zumal die Affäre weiterhin die Ermittler beschäftigt. Der DFB legte deshalb großen Wert auf Transparenz und stimmte vieles beispielsweise mit Transparency International ab. Sich nicht (abwertend) über den Konkurrenten zu äußern klappte nicht immer – bei der Türkei aber auch nicht. Zudem hofft der Verband darauf, dass das Uefa-Exko anders ist als jenes der Fifa im Jahr 2010, welches für Katar verantwortlich war. Das damalige Weltverbandsgremium mit Franz Beckenbauer als Mitglied gilt als Keimzelle der großen Skandale.

Frage: Was passiert, wenn Deutschland scheitert?

Antwort: Dann wäre das von Grindel ausgerufene "Leuchtturmprojekt" in sich zusammengekracht. Die Kritik am DFB und seinem Präsidenten würde wieder lauter werden, Rücktrittsforderungen in Richtung Grindel wären unvermeidbar. "Es ist leider normal, dass im Falle eines Misserfolgs wieder Struktur- und Personaldiskussionen geführt werden", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius der FAZ. (red, sid, 26.9.2018)