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Im Wahlkampf für die US-Präsidentschaft sprachen sich die Kandidaten Donald Trump und Hillary Clinton für niedrigere Medikamentenpreise aus.

Foto: (AP Photo/Richard Drew

Nachdem die Wall Street im Oktober, wie in der Vorwoche berichtet, kräftig Federn lassen musste, konnte sie sich im November bisher wieder stabilisieren. Nun sind die US-Wahlen geschlagen: Wie von vielen erwartet, übernehmen die Demokraten die Kontrolle im Repräsentantenhaus und die Republikaner behalten die Mehrheit im Senat. Aber was bedeutet dieses Patt im Kongress für die Finanzmärkte?

Grundsätzlich besteht dadurch das Risiko eines gewissen politischen Stillstands, was zwar in der Theorie nicht gut für das Land wäre, sehr wohl aber für die Börse. Denn Anleger müssen sich in diesen Fall auf wenig Veränderung und Unsicherheit einstellen. Diese Situation ist unter einem republikanischen Präsidenten wie derzeit aus Börsensicht besonders erfreulich, hebt Joseph Song, Volkswirt bei der Bank of America, hervor: In der Vergangenheit sei dies mit einer jährlichen Rendite des breiten US-Aktienindex S&P 500 von zwölf Prozent die ertragreichste politische Konstellation für die Wall Street gewesen.

Auswirkungen auf Branchen

Allerdings gibt es auch Bereiche, die darunter leiden könnten. Ein Damoklesschwert hängt etwa über der Pharmabranche: Im Wahlkampf für die US-Präsidentschaft sprachen sich die Kandidaten Donald Trump und Hillary Clinton beide für niedrigere Medikamentenpreise aus. Es ist also durchaus möglich, dass sich Republikaner und Demokraten in diesem Punkt einigen – oder bei Investitionen in die Infrastruktur. Dafür könnten die geplanten Verteidigungsausgaben etwas geringer ausfallen, da Präsident Trump für die Zustimmung womöglich Kompromisse eingehen muss.

Auf eine Entspannung im Handelskonflikt mit China brauchen Anleger wegen des politischen Patts nicht zu hoffen, wie die Analysten von Raiffeisen Research betonen. Gerade in der Außen- und Handelspolitik habe Präsident Trump weitreichende Befugnisse und sei nicht auf Mehrheiten im Kongress angewiesen. Schon vor der Wahl hatten die Raiffeisen-Experten darauf hingewiesen, dass im Zuge der Berichtssaison zum dritten Quartal einige Ausblicke schwach ausgefallen seien – und zwar vor allem von international ausgerichteten Konzernen mit hohem China-Geschäftsfokus.

Um ein Viertel höhere Gewinne

Sonst hätten bisher 82 Prozent der S&P 500-Unternehmen die Erwartungen übertroffen, im Mittel rechnen Analysten nun mit fast 25 Prozent Gewinnzuwachs im dritten Quartal und rund 23 Prozent für das Gesamtjahr 2018. Treiber ist neben der robusten US-Konjunktur die Steuerreform von Präsident Trump.

Allerdings wird sich das Ertragswachstum der Unternehmen laut Raiffeisen 2019 auf einen niedrigen zweistelligen Prozentwert verringern. Dies dämpft die positiven Erwartungen der Strategen des Vermögensverwalters Allianz Global Investors jedoch nicht: "Die Aktienmärkte werden weiterhin vom Fiskalstimulus profitieren und die feste Konjunktur und anhaltend guten Unternehmensergebnisse reflektieren."

Zur Vorsicht mahnen allerdings die Bewertungen, beim S&P 500 liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit einem Wert von 22 auf sehr hohem Niveau. Zudem ist der Börsenaufschwung bereits der längste der Geschichte und der US-Konjunkturaufschwung ist auch schon in die Jahre gekommen. (Alexander Hahn, 10.11.2018)