Psychologen haben herausgefunden: Millionäre sind stressresistent, leistungsorientiert und davon überzeugt, das eigene Leben unter Kontrolle zu haben. Sie streben allerdings auch stärker nach narzisstischer Bewunderung als Durchschnittsbürger.

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Münster – Denken und handeln Millionäre anders als einfache Bürger? Und welches Bild hat die breite Masse von den Reichen? Diese beiden Fragen untersuchten deutsche Psychologen und Ökonomen von den Unis Münster und Mainz. In ihrer Untersuchung konzentrierten sich die Wissenschafter auf die sogenannten Big Five. Darunter fallen die grundlegenden Persönlichkeitseigenschaften Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit – sowie die spezifischeren Eigenschaften Narzissmus und Kontrollüberzeugungen.

"Über die Persönlichkeit von Millionären und anderen gutsituierten Personen gibt es viele Meinungen. Untersuchungen, die solche Persönlichkeitsunterschiede auf repräsentativer empirischer Basis und bei wirklichen Millionären erforschen, gab es aber bislang noch nicht", sagt Studienleiter Marius Leckelt.

Alles unter Kontrolle

Für die Untersuchung griffen die Forscher auf die Daten der Studie "Hochvermögende in Deutschland" und das "Sozioökonomische Panel" (SOEP) zurück. Durch die Kombination dieser Quellen war es möglich, Millionäre und die Allgemeinbevölkerung direkt zu vergleichen.

Das Ergebnis: Millionäre sind extravertierter, leistungsorientierter und streben stärker nach narzisstischer Bewunderung als die Normalbevölkerung. Darüber hinaus sind sie weniger stressanfällig und stärker davon überzeugt, Kontrolle über das eigene Leben zu haben. Diese Unterschiede bleiben auch bestehen, wenn andere mögliche Einflussfaktoren wie das biologische Geschlecht, das Alter und der formale Bildungsgrad berücksichtigt werden.

Übertriebene Wahrnehmung

Zusätzlich erforschten die Wissenschafter, ob diese Unterschiede in der Persönlichkeitsstruktur mit den in der Allgemeinbevölkerung bestehenden Stereotypen korrespondieren. Dazu sollten Probanden Angaben darüber machen, inwieweit sich Millionäre von der Allgemeinbevölkerung unterscheiden. Der Vergleich mit den tatsächlich erfassten Persönlichkeitsunterschieden zeigte, dass existierende Meinungen über Millionäre einen wahren Kern beinhalten, die Unterschiede zur Normalbevölkerung jedoch teilweise stark überschätzt werden.

Beispielsweise wurden Millionäre als deutlich rivalisierender und weniger prosozial eingeschätzt als die Allgemeinbevölkerung, auch wenn diese Unterschiede tatsächlich gering waren. "Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich reiche Menschen nicht nur in ihrer finanziellen Ausstattung, sondern auch in ihrem Selbstbild von der Normalbevölkerung unterscheiden. Der Durchschnittsbürger ist sich dieser Unterschiede durchaus bewusst, nimmt sie aber in übertriebener Form wahr", fasst Koautorin Mitja Back die Ergebnisse zusammen. (red, 26.11.2018)