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Weniger drin, zum gleichen Preis. Das ärgert die Konsumenten auch.

Foto: AP/Frank Augstein

Wien – Die Hersteller argumentieren bei Verpackungen mit viel Luft oft mit produktionstechnischen Gründen, Kritiker kontern mit dem Vorwurf der Schummelei. Die Debatte um Mogelverpackungen in Supermärkten kocht immer wieder hoch. Aus gutem Grund: Nicht selten bestehen Lebensmittelpackungen zu mehr als einem Drittel aus Luft. Bei einzelnen Produkten machen die luftigen Anteile gar 90 Prozent aus.

Für die Konsumenten ein Ärgernis. Verpackungen mit mehr Luft als Produkt oder irreführende Angaben über den Inhalt ärgern sie am meisten, ebenso wie versteckte Preiserhöhungen: Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat die "nervigsten Nahrungsmittel" des vergangenen Jahres küren lassen. Ein Streichfett mit Palmöl landete auf Platz eins.

Mehr als 7.000 Umfrageteilnehmer wählten "Rama mit Butter" zum negativen Spitzenreiter, berichtet VKI-Projektleiterin Katrin Mittl-Jobst. Die Aufmachung des Unilever-Produkts sei ein klassisches Beispiel für Verpackungen, die anderes versprechen, als drin ist. "Mit hochwertigem Raps & bester Butter", suggerieren Aufschrift und Bilder. Laut Zutatenliste – "man braucht eine Lupe" – sind neben 30 Prozent Rapsöl und 22 Prozent Butter auch 32 Prozent des wegen umweltzerstörerischen Großanbaus schwer in die Kritik geratenen Palmöls enthalten.

Irreführende Unterlassung

Beate Gelbmann, Leiterin der VKI-Abteilung Klagen, klassifiziert den nicht gleich offensichtlichen Hinweis darauf als "irreführende Unterlassung". Ob der Verein dagegen rechtlich vorgeht, wie in vielen anderen Fällen von inkriminierter Konsumententäuschung, sei noch nicht entschieden, eine Klage unter solchen Vorzeichen sei nämlich alles andere als eine "g'mahte Wies'n". Nicht alles, was ärgert, sei klagbar. Generell belegten Produkte, deren Zusammensetzung anders ausfällt als laut Auslobung erwartbar, Platz zwei bei den "Aufregern" für Kunden.

Auf Platz zwei landeten "Spar Premium Wasabi Chips". Die Packung enthalte bis zu drei Viertel Luft, so die Kritik. Das Argument vieler Anbieter, das sei nötig, um den fragilen Inhalt zu schützen, lassen die Tester nicht gelten: "Andere Hersteller schaffen es durchaus, mehr Chips bei geringerem Luftpolster in die Packung zu füllen", ohne Brösel.

Generell erreichen die Initiative Lebensmittel-Check des VKI, die das Konsumentenschutzministerium fördert, "die meisten Meldungen wegen solcher überdimensionierter Verpackungen. Es ist ein Thema, das aufregt", sagt Mittl-Jobst. Auch der dritte Platz gehört in diese Kategorie: Von den acht "Natur aktiv Bio Laibchen" von Hofer würden, so die Konsumentenschützer, doppelt so viele in die viel zu große Packung der Tiefkühlware passen. Auch wenn Anzahl und Gewichtsangabe stimmen, liege hier eine "Mogelpackung" vor, umweltfreundlich sei das angesichts des Müllproblems auch nicht. Der Diskonter kündigte an, Verbesserungen in Erwägung zu ziehen.

Versteckte Preiserhöhung

Häufen würden sich weiters Beschwerden zu versteckten Preiserhöhungen: Die Füllmenge verringert sich, der Preis bleibt gleich. Und Hinweise wie "hergestellt in Österreich" oder eine rot-weiß-rote Flagge auf der Packung sagen nichts über die tatsächliche Herkunft der Rohstoffe aus, hielten die Expertinnen fest. Auch im vergangenen Jahr mussten Hersteller solche Aufdrucke auf Druck des VKI entfernen.

Kunden wünschen sich wahrheitsgemäße, leicht zugängliche Informationen. "Das ist eine Bringschuld der Unternehmen", sagt Gelbmann. Die Hersteller sollten für mehr Transparenz sorgen, bei der Füllmenge zum Beispiel durch Sichtfenster. (APA, red, 31.1.2019)