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Die Fed legt eine Zinspause ein, die Entscheidung wurde an der Börse in New York per Fernsehen übertragen.

Foto: Reuters/ Mcdermid

New York / Frankfurt – Die Anleger an den internationalen Börsen reagieren verunsichert auf die Signale der US-Notenbank Fed, wonach sie den Leitzins in diesem Jahr nicht mehr anheben werde. Auch die New Yorker Wall Street hatte am Mittwoch nur kurz positiv reagiert, dann aber im Minus geschlossen. In Asien verbuchten die Indizes überwiegend moderate Gewinne. Die Aussicht auf eine Zinserhöhungspause sorgte vor allem bei Bankanlegern für lange Gesichter. In ganz Europa gingen Finanztitel auf Talfahrt, der Branchenindex gab um gut ein Prozent nach.

Fed hält still

Die Fed will angesichts der unsicheren Konjunkturaussichten heuer die Füße stillhalten und die Ära aggressiver Zinserhöhungen beenden. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell planen nach einem wahren Zinsfeuerwerk von neun Erhöhungen binnen drei Jahren für 2019 eine Pause, wie sie am Mittwoch signalisierten. Erst 2020 könnte noch eine Anhebung kommen. Der Leitzins ist nun in der Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent in etwa auf einem Niveau, das die Wirtschaft laut Powell weder anschiebt noch bremst. "Jetzt ist eine großartige Zeit, um geduldig zu sein", betonte er. Aus den Konjunkturdaten lasse sich kein Grund ableiten, Zinsen zu erhöhen oder zu senken.

Noch im Dezember hatten es die US-Notenbanker ganz anders gesehen und zwei Erhöhungen für 2019 avisiert: "Die Fed hat die weitere Normalisierung der Geldpolitik abgeblasen. Das ist ein Paukenschlag mit Tusch – und riecht ein wenig nach Panik", meinte Chefvolkswirt Otmar Lang von der Targobank. Manche Experten rechnen sogar damit, dass schon bald wieder über eine Lockerung der Geldpolitik gesprochen wird: "Der Flirt mit Leitzinssenkungen wird im zweiten Halbjahr wohl beginnen", prophezeit Ökonom Bastian Hepperle vom deutschen Bankhaus Lampe.

Bremse für Wertpapierkäufe

Zur vorläufigen Abkehr vom Kurs der geldpolitischen Straffung passt auch, dass die Fed die im Herbst 2017 begonnene Abbauoperation ihrer Bilanz bis Ende September weitgehend abschließen möchte. Ende 2019 wird der Umfang des Portfolios laut Powell noch rund 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Damit läge es auf einem weit höheren Niveau als vor der Finanzkrise mit damals 800 Milliarden Dollar, was rund sechs Prozent des BIP entsprach.

Zwischenzeitlich war die Bilanz im Kampf gegen die zurückliegende Wirtschaftskrise durch Wertpapierkäufe auf rund 4,5 Billionen Dollar angewachsen. Mittlerweile wurde sie wieder auf unter vier Billionen Dollar eingedampft. Die Fed hatte mit dem Kauf von Staatsanleihen, Hypothekenpapieren und anderen Vermögenswerten mit dafür gesorgt, dass sich die Wirtschaft nach der 2007 einsetzenden Finanzkrise aus der Rezession löste und auf Wachstumskurs ging. Zudem ermöglichte die Geldflut der Wall Street einen anhaltenden Höhenflug.

Abkühlung der Wirtschaft

Auch die absehbare Abkühlung der Wirtschaft ist ein Grund für die Fed, geldpolitisch vorsichtig zu agieren: Wegen der schwächeren Weltkonjunktur, des Handelskonflikts mit China und des nachlassenden Rückenwinds durch US-Steuererleichterungen im Volumen von 1,5 Billionen Dollar haben sich die Aussichten zuletzt eingetrübt. Fed-Chef Powell bezeichnete den Handelsstreit und den Brexit explizit als Risiken, die die Währungshüter genau im Auge behielten.

Norwegen erhöht Zinsen

Norwegens Zentralbank hat sich am Donnerstag gegen den Trend gestellt und eine Zinserhöhung beschlossen. Die Währungshüter in Oslo entschieden, den Schlüsselsatz um einen Viertelprozentpunkt auf 1,0 Prozent zu erhöhen. Zugleich signalisierten sie, die Zügel im Jahresverlauf weiter anziehen zu wollen. Die Norges Bank geht davon aus, dass der Aufschwung im Land stärker als gedacht ausfallen wird – trotz der weltweiten Konjunkturabkühlung. (Reuters, red, 21.3.2019)